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Zoomania

USA 2016 (Zootopia) Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush 109 Min. FSK: ab 0
Nein, dies ist kein verfrühter Oster-Film. Selbst wenn ein Kaninchen darin die Hauptrolle spielt. „Zoomania“ ist Zeichentrick auf der technischen Höhe der Computer-Zeit, aber auch Buddy- und Cop-Movie mit Tieren, die sich wie Menschen verhalten. Ganz so wie in Disneys „Robin Hood“ aus dem Jahr 1970. Allerdings ist heutzutage das Polizei-Kaninchen Judy Hopps ziemlich emanzipiert und rollen-bewußt.
Die Handlung beginnt wie aus der Disney-Serienproduktion: Das kleine Kaninchen-Mädchen Judy Hopps will schon von Kinderbeinen und der Schulbühne an die Welt verbessern. Klar, dass Judy Polizistin wird und ihren Job in der aufregend großen Stadt Zootopia antreten darf. Um Parkverbots-Tickets zu verteilen. Denn auch dieser Disney erzählt von einer Welt, die einem sagt, man sei zu klein, zu dumm, ein Mädchen. Doch zusammen mit dem schlauen Fuchs und Gauner Nick Wilde setzt sich die ehrgeizige Judy auf die Spur einer ganzen Reihe verschwundener Tiere.
Zootopia ist ein reizvoller Mikrokosmos mit verschiedenen Welten und Öko-Systemen. In Miniaturform für Mäuse, arktisch eingefroren oder direkt nebenan tropisch heiß. Sehr nett werden die tierischen Eigenschaften von Lemmingen oder verbeamteten Faultieren vorgeführt. Großartig, wie diese Schnarchnasen einen Witz in Zeitlupe verstehen, eine Folter für das wibbelige Kaninchen.
Allerdings ist diese Welt auch in Raubtiere und Beute aufgeteilt – oder in Gut und Böse – die hier erst einmal friedlich miteinander umgehen. Bis ausgerechnet ein Versprecher von Judy zu Vorurteilen gegenüber allen Raubtieren führt. Neben der ewigen Disney-Mantra „Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst“ wagt sich „Zoomania“ an ein ziemlich schwieriges Thema, in das sich auch die junge Heldin verrennt. Zwar wird mit „typischen Eigenschaften“ wie „schlauer Fuchs“ trefflich charakterisiert und unterhalten, dann sollen wir aber lernen, dass doch alle gleich sind! Ein Zwiespalt der großen Welt mit Rassismus und Profiling, den dieser kleine Film selbstverständlich nicht lösen kann.
Dafür unterhält der 55. Disney Spielfilm vortrefflich. Die Regisseure bringen Erfahrung von etwas abstruseren Animationen mit: Byron Howard hat „Rapunzel – neu verföhnt“, Rich Moore machte die abgedrehte Computerspiel-Geschichte „Ralph reicht’s“. So gibt es ein Yoga-Retreat voller nackter – igittigitt – Tiere, einen Maulwurf mit Paten-Parodie, selbstverständlich samt Hochzeit der Tochter des Paten, und das Apple-Logo wurde durch eine angebissene Mohrrübe ersetzt.
Die auch feministische Geschichte erfreut mit erwachsenen Charakteren voller Charakter. „Zoomania“ ist wieder mal ein Kinderfilm, der die großen Begleiter nicht unendlich langweilt. Dass alles doch ein durchkalkuliertes Produkt bleibt, zeigt die rasante Action im Finale und schließlich die furchtbare Animation von Shakira als Gazelle (wieso nicht Nasenbär bei ihrem nasalen Geknödel?) mit noch schlimmeren Lied im Abspann.
PS: Dass der Originaltitel „Zootopia“ zu einem sehr sinnlosen „Zoomania“ wird, ist der typisch deutsche Austausch von englischen Titeln mit Titeln, die weder englisch noch deutsch sind. Wieso bloß wird im internationalen Titel-Chaos („Zootropolis“ in NL, DK) die Utopie so abgelehnt? Passt das Träumen (von einer Utopie) doch nicht so gut zu Disney?


Ein FILMtabs.de Artikel