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Born in Evin

BRD, Österreich 2019 Regie: Maryam Zaree 95 Min.

„Born in Evin“ – das klingt irgendwie gut, solange man nicht weiß, dass Evin ein berüchtigtes Gefängnis im Iran ist. Die bekannte Schauspielerin Maryam Zaree („4 Blocks“, „Systemsprenger“) ist Regisseurin und Hauptfigur dieser bewegenden Dokumentation. Sie wurde als Kind eines unter Khomeini inhaftieren Paares im Gefängnis geboren. Als Maryam Zaree zwei Jahre alt war, kam ihre entlassene Mutter in Frankfurt am Main als Flüchtling an. Mittlerweile ist die Familie völlig in Deutschland angekommen, die Mutter promovierte und kandidierte für die Grünen als Bürgermeisterin in Frankfurt. Doch was damals im Gefängnis geschah, war nie Thema. Maryams Mutter erzählt auch auf Nachfragen nicht von dieser Zeit.

So startet die Schauspielern ihre bewegende und auch immer wieder humorvolle Suche: Bei ihre Psychoanalyse ist sie auf der Suche nach frühkindlicher Erinnerung. Der Film begleitet dies mit einer kurzen Geschichte des Iran unter Schah und Revolution von 1979. Nachdem Khomeini die Herrschaft übernahm, landete zahllose freiheitlich denkende Menschen im Gefängnis, unter anderem Maryams Eltern. Mit den Geschichten einer ebenfalls inhaftierten Freundin der Mutter und mehreren Psychologinnen sowie Therapeutinnen iranischer Abstammung aus der Umgebung ergibt sich das Bild einer mit zig Frauen überfüllten Zelle, von Folter und Prügelstrafen wegen schreiender Kinder. Auch eine feministische Konferenz von Iranerinnen im Exil kennt viele ähnliche Geschichten. Maryams blinder Fleck wird Teil eines kollektiven Gedächtnisses. Und der in der zweiten Hälfte zur heftigen Anklage der Verbrechen des iranischen Regimes in den frühen achtziger Jahren.

Maryam Zaree ist eine gute Schauspielerin, die ihr Handwerk für die Wirkung ihres Films einsetzen könnte. Doch tatsächlich ist es ihre offene persönliche Betroffenheit, die diesen Film am Ende besonders macht. Die Geschichte von „Born in Evin“ ist sehr emotional, viele Tränen fließen. Wenn letztlich auch in der sehr reflektierte Aussprache mit der Mutter zusammen geweint wird, vollendet sich eine schöne persönliche und politische Recherche.


Ein FILMtabs.de Artikel