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All my Loving

BRD 2019 Regie: Edward Berger, mit Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen, Hans Löw, Godehard Giese 116 Min. FSK ab 12

Lars Eidinger, der Film- und Bühnen-Gott als Verlierer, als flugunfähiger Pilot, der verzweifelt am alten Glanz festhält. Sein Stefan ist ein erbärmlicher Typ, der mit der alten Uniform weiter Frauen in Bars aufreißt und den Porsche für sein mangelndes Selbstbewusstsein braucht. Die Teenager-Tochter nimmt er an „seinen“ Nachmittagen mit zu schmierigen Pool-Partys. Dass er sich nicht wirklich kümmern kann, zeigt sich an dem Riesenköter seiner Schwester, auf den er in einem Anflug von Mitmenschlichkeit aufpassen will.

Seine Schwester Julia (Nele Mueller-Stöfen) und ihr Mann Christian (Godehard Giese) sind ein derart verklemmtes und gehemmtes Paar, das man ihnen nicht lange zusehen will. Selbst beim Urlaub in Turin. Völlig neurotisch stürzt sich Julia dort auf die Pflege eines verletzten Straßenhundes. Ein besonderer Hohn, weil es eigentlich die Eltern zu Hause sind, die wirklich pflegebedürftig wären. Erst verspätet kommt heraus, dass Julia und Christians neunjähriger Sohn vor drei Jahren starb und vor allem sie das nicht bewältigen kann.

Bruder Tobias (Hans Löw) ist hingegen der Oberpfleger: Er schmeißt den Haushalt und versorgt drei Kinder, während seine Frau Maren für den Unterhalt der Familie sorgt. Dann muss er nach Hause, weil der Vater doch schwer krank ist.

Regisseur Edward Berger („Jack“, „Deutschland 83“, „Patrick Melrose“) zeichnet seine drei eindeutigen Hauptfiguren intensiv, die Schilderung gewinnt durch Wiederholungen und Detailgenauigkeit. Ein Zusammenhang dieses Triptychons der Geschwister ergibt sich trotz gemeinsamen Pro- und Epilogs nicht direkt. Eine negative Überraschung für das Interesse an diesem hervorragenden Regisseur: War sein „Jack“ über einen verlorenen Jungen in Berlin noch von der ersten bis zur letzten Minute hoch spannend, so fühlen sich diese Portraits trotz des bemüht authentischen Umfelds konstruiert an.


Ein FILMtabs.de Artikel