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Searching

USA 2018 Regie: Aneesh Chaganty mit mit John Cho, Michelle La 102 Min. FSK ab 12

Es nicht wirklich originell oder interessant, das Eröffnen eines Mail-Accounts und das Aufwachsen der Tochter als Dia-Show zu dicker Orchester-Soße zu sehen. „Searching“ sucht sich von anderen Thrillern mit dem Prinzip „Ich suche meine Tochter/Frau/Autoschlüssel“ mit dem gleichen Prinzip wie schon der Horror-Film „Unfriended“ abzusetzen. Der ganze Film findet praktisch nur am abgefilmten Computer-Bildschirm statt. Mit gemischten Ergebnissen: In der digitalen Familien-Chronologie der Kims taucht die Krebs-Erkrankung der Mutter als Betreffzeile von ein paar Emails auf, das Verschieben ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus auf dem Kalender. So eine Montage hätte man vielleicht einem Filmschüler vor zehn Jahren durchgehen lassen. Das ganze Blättern und Klicken von Vater David Kim (John Cho) wird spannend, als seine 16-jährige Tochter Margot (Michelle La) nicht mehr auf SMS und Anrufe reagiert.

Nach kurzem Videochat-Kontakt mit der zuständigen Polizeibeamtin durchsucht David – ohne irgendwelche Bedenken – den nicht gesicherten Laptop seiner Tochter, hackt sich einfach in ihren Facebook- und Google-Account. Viel Hörspiel mit Bildschirmvorgängen zum Nachlesen eröffnen ihm das wahre Leben und die echte Verfassung seiner vereinsamten Tochter. Chat- und Videoprotokolle aus der Vergangenheit zeigen die Verführbarkeit durch soziale Medien.

Diese Vereinzelung, die dieser Film selbst zelebriert, erlebte Margot nach dem Tod ihrer Mutter. Ab da war die Musik gedämpft und der Vater David übervorsichtig. Dabei zeigt sich das Drama der Entfremdung zwischen Tochter und Vater nicht wirklich dramatisch. Mehr als einen Streit um den vollen Mülleimer gibt es nicht. Dass wir mit unseren täglichen Google-Suchen diese Recherche-Schritte des panischen Papas nachvollziehen können, macht die Sachen nicht sensationell originell. Die Handlung wird vor allem durch sehr willkürliche Sprünge im Gang gehalten. Die Suche an sich fällt trotzdem leidlich spannend aus. John Cho hält sein Gesicht effektiv in die Kameras, sein Schauspiel ist allerdings in das jeweilige Bildschirmfenster eingesperrt.

So aufgesetzt die Machart auch sein mag, sie passt vielleicht tatsächlich zu einer Gesellschaft mit dramatisch verkürzter Aufmerksamkeits-Spanne. Da kann sich kein Film eine sorgfältig über 90 Minuten entwickelte Geschichte erlauben. Figuren existieren nur noch als digitale Fußspuren, alle Fragen kann Google beantworten.


Ein FILMtabs.de Artikel