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Candelaria – Ein kubanischer Sommer

Kolumbien, Argentinien, Norwegen, Kuba, BRD 2017 Regie: Jhonny Hendrix mit Veronica Lynn, Alden Knight, Philipp Hochmair, Manuel Viveros 89 Min.

Sie haben über siebzig Jahre auf dem Buckel und leben in den Neunzigern in Havanna: Candelaria (Veronica Lynn) und Víctor Hugo (Alden Knight). Strom und Gas werden dem Paar immer wieder abgestellt, Lebensmittel sind ebenso knapp. Ein paar illegal gehaltene Küken sind ihr Kinderersatz. Der Alte arbeitet in einer Zigarrenfabrik und schmuggelt immer wieder was für den eigenen Verkauf nach draußen. Candelaria schuftet in der Wäscherei eines Hotels und singt am Abend in einer Bar. Die Tristesse unter kubanischer Sonne wird unterbrochen, als sie im Hotel eine in der Schmutzwäsche versteckte Videokamera findet. Der erst unsichere, dann spielerische Umgang mit dem fremden Gerät belebt das Paar. Sie reflektieren ihr Leben beim Nachspielen von Alltagsszenen, sehen sich durch das Objektiv anders. Und wie im Film werden die gemeinsamen Abende immer romantischer und erotischer. Bis Victor Hugo die Kamera verliert und der bekannte Hehler sie bekommt. Sie sollen nun Pornos liefern…

„Candelaria“ ist eine bittersüße Geschichte mit einem sympathischen Paar vor der Kamera. Traumhaft sind ihre Inszenierungen, die Freude an etwas Schweinefleisch, einem schönen Kleid und dem Sex nach vielen Jahren. Statt Touri-Kitsch im Stile von Wenders’ „Buena Vista Social Club“ zeichnet der Film politische Realitäten nach. Und liefert als Subtext eine Parabel über das Leben vor der Kamera, die direkt auf unsere mit Smartphones gesegnete Zeit übertragbar ist.


Ein FILMtabs.de Artikel