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Die Verlegerin

USA 2017 (The Post) Regie: Steven Spielberg mit Meryl Streep, Tom Hanks, Alison Brie, Bob Odenkirk 117 Min. FSK: ab 6

Steven Spielberg, der von „Der weiße Hai“ über „E.T.“, „Indiana Jones“ bis zuletzt „Bridge of Spies“ und „Lincoln“ alles kann und meistert, verfilmt mit dem Recht auf Pressefreiheit mal wieder einen Verfassungsgrundsatz unserer modernen Demokratien – und das ist so spannend wie notwendig.

Es geht um „Papers“, wie in Panama Papers, wie in den NSA-Daten von Snowden. Ein engagierter Regierungsmitarbeiter hat 1971 kistenweise Papiere nach draußen geschmuggelt, die „Pentagon Papers“. Darin schätzt die Regierung den Sinn des furchtbaren Vietnamkrieges ein. Ergebnis: Der Krieg ist nicht zu gewinnen. Dort sterben die Menschen nur um für die USA ein Image aufrecht zu erhalten. Erinnert auch an deutsche Bundeswehr-Einsätze in Afghanistan oder Mali. Die New York Times bekommt als erstes das Material. Nach den ersten Veröffentlichungen, nachdem ein ganzes Team von Journalisten alles im Geheimen aufgearbeitet hat, bewirkt die Nixon-Regierung eine richterliche Anordnung, die Publikation einzustellen. Nun sieht die „Washington Post“, damals noch eine unbedeutende, lokale Zeitung, ihre Chance. Sie kommt an die Papers und plant den Druck gegen rechtliche Drohungen. Der Kampf um die Pressefreiheit kommt vor Gericht zur Entscheidung. Das Duell zwischen Regierung und Presse spitzt sich zu.

Nun könnte Spielberg allein solch eine Geschichte mit links interessant inszenieren, doch „Die Verlegerin“ ist auch ein Film über eben jene Verlegerin Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep). Sie steht an der Spitze des Verlags, der die „Washington Post“ herausbringt. Auf die erste weibliche Zeitungsverlegerin wird als Nur-Erbin herabgesehen, die den Laden von ihrem verstorbenen Mann übernahm. Dabei steht die Zeitung kurz vor dem Börsengang und kann keine Unruhe vertragen. Doch Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks), mit dem sie auf vertraulicher Basis diskutiert, will über einen gigantischen Vertuschungsskandal im Weißen Haus berichten. Dabei ist Katharine Graham auch mit Robert McNamara befreundet, der als Kennedys Verteidigungsminister mitten im Skandal steckt. Und das ist eine der großen Szenen, in denen die Soldaten-Mutter Graham McNamara ganz persönlich Soldaten mit seinen Verbrechen an der Menschheit konfrontiert.

Es geht um ein Verbrechen, einen dieser Kriege von demokratischen Regierungen, bei denen das Wahlvolk in Tausenden als Soldaten umgebracht werden. „Die Verlegerin“ spielt altmodisch in einer Vor-Internet-Zeit, als man noch die Zeitung der Konkurrenz kaufen musste. Und topaktuell „herrlich” in all den zahlreichen Beispiele von mansplaining, die Spielberg in großen und kleinen Gesten wunderbar ins Bild bringt. Mit Herren in Schlips und Kragen, die Katharine Graham umringen und bedrängen. Tatsächlich geht es einfach darum, ob und dass eine Ausgabe einer Tageszeitung gedruckt wird. Mit noch von Hand gesetzten Seiten. Und auch sonst wird das Funktionieren von (Druck-) Pressen und Presse sehr sinnlich gemacht. Die Emanzipation einer Verleger-Witwe, die zur Chefin wird, ist sehr schön mit dem Kampf um Pressefreiheit verbunden. Spielberg zeigt Graham nach dem Sieg vor dem Supreme Court umringt von jungen Frauen. Sie hätte auch in „Die Unbestechlichen“ von 1976 eine Rolle spielen sollen, wie das Schlussbild vom Watergate Hotel andeutet. Aber da standen noch die Herren Redakteure im Vordergrund.


Ein FILMtabs.de Artikel