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Im Taxi mit Madeleine

Frankreich 2022 (Une Belle Course) Regie: Christian Carion, mit Line Renaud, Dany Boon, Alice Isaaz, 91 Min., FSK: ab 12

Charles (Dany Boon) ist ein Pariser Taxifahrer Chauffeur mit Geldproblemen und zu vielen Punkten in der Verkehrssünderkartei. Heute hat er einen besonderen Fahrgast: Die 92-jährige Madeleine (Line Renaud) nimmt Abschied von ihrem Haus in schöner Villengegend, um in ein Altersheim zu ziehen. Die lange Fahrt zur anderen Seite von Paris wird unterbrochen für Umwege in ihr altes Viertel und weitere wehmütige Erinnerungen. Denn Madeleine hat es nicht eilig, im Heim anzukommen.

Der Ort, wo ihr Vater 1944 von den Nazis erschossen wurde. Ihr erster Kuss als 16-Jährige mit einem amerikanischen Soldaten. Eine kurze Liebe, das Leben im Theater, wo sie Kostüme nähte. Ein romantischer Kinobesuch gefolgt von gewalttätiger Beziehung mit dramatischen Folgen, die Madeleine Keller berühmt machten. So erleben wir im eigentlich undramatischen Setting von Erzählungen und Rückblenden eine heftige Geschichte von Gewalt und frauenfeindlicher Justiz.

Dabei öffnet sich der nicht sehr gesprächige Fahrer Charles langsam und erzählt von seinen Problemen. Immer wenn er wegen des Verkehrs explodiert, bringt Madeleine ihn mit ihrer charmanten und liebenswürdigen Art, mit ihren Geschichten wieder zurück auf den Boden. Zwischendurch rettet sie seinen Führerschein mit einem gut gespielten Lügenmärchen.

Das Spiel zwischen Distanz und Nähe in der engen Fahrgastzelle ergab für den Film immer wieder Gelegenheit für ein besonderes Kammerspiel: Bei „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ (1989) waren es die alte weiße Frau und ihr schwarzer Fahrer in einem belasteten Verhältnis. Das spezielle Roadmovie „Im Taxi mit Madeleine“ wurde trotz der begrenzten Situation im Auto von Regisseur Christian Carion („Merry Christmas“) mit viel Paris-Sightseeing flüssig gestaltet. Eine berührende und herzerwärmende Geschichte, die ohne laute Töne hervorragend inszeniert ist. Komödienstar Dany Boon („Willkommen bei den Sch’tis“) spielt angenehm zurückhaltend den gebeutelten Taxifahrer. Die französische Schauspiel-Ikone Line Renaud („Call my Agent“, „Willkommen bei den Sch’tis“) erhält so Raum, sich ein schönes Denkmal zu setzen.

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Ein FILMtabs.de Artikel