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On the Beach at Night Alone

(Bamui haebyun-eoseo honja) ROK/D 2017, Regie: Sang-soo Hong mit Min-hee Kim, Young-hwa Seo, Jae-yeong Jeong, Seong-kun Mun

Der Koreaner Hong Sang-soo zählt zu den Festivallieblingen. 42 Filmpreise stehen auf dem Konto seiner zwanzigjährigen Karriere, darunter der Goldene Leopard für »Right Now, Wrong Then« 2015 und sechs Kritikerpreise beim wichtigsten asiatischen Filmfestival in Busan. Vor einem Jahr fiel er allerdings in Ungnade in seiner Heimat, als herauskam, dass der verheiratete Regisseur eine Affäre mit der Schauspielerin Kim Min-hee hatte. Der Vielfilmer ging damit um, wie er es am besten kann: er drehte einen Film – und in der Hauptrolle besetzte er ausgerechnet seine Angebetete. Kim Min-hee spielt Young-hee, eine junge Schauspielerin in der Lebenskrise. Bei einer Freundin in Hamburg versucht sie sich von einer Trennung zu erholen. Insgeheim hofft sie aber, dass ihr Ex, ein verheirateter Regisseur, nachkommt. Monate später ist sie zurück in Korea. In einem Kino in ihrer Heimat Gangneung trifft sie auf alte Freunde und schließlich auch auf den Regisseur. Wie so oft bei Hong Sang-soo endet alles in einem Trinkgelage, bei dem unausgesprochene Sehnsüchte unverblümt auf den Tisch kommen. Besonders europäische Connaisseure verehren den Filmemacher und sein Werk, in dem sich die Handlung meist über die Konversation entwickelt. Zwischen alltäglichen Höflichkeitsfloskeln offenbaren die Figuren ihr Innenleben. Das fordert Aufmerksamkeit und Geduld beim Betrachter und auch »On the Beach at Night Alone« wird niemanden bekehren, der nichts mit dem Kino des Autorenfilmers anfangen kann. Die lose Struktur, die teilweise improvisierten Dialoge und der immer wieder durchschimmernde Humor machen aber auch seinen dritten Film im Wettbewerb der Berlinale zu einem Genuss für aufgeschlossene Kinogänger, die zudem eine hingebungsvolle Darstellung von Kim Min-hee und eine interessante Außenperspektive auf Deutschland geboten bekommen.


Ein FILMtabs.de Artikel