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Love & Friendship

Irland, Niederlande, Frankreich, USA, 2016 Regie: Whit Stillman mit Kate Beckinsale, Chloë Sevigny, Stephen Fry 93 Min. FSK: ab 0

Herrlich biestige Sätze schießt diese Schönheit lächelnd in die gesellschaftliche Runde, sodass selbst ihre Feinde ihr bald verfallen. Regisseur Whit Stillman zeigt Jane Austen mal anders, sehr modern, und auch Kate Beckinsale lässt sich als das schöne Biest Lady Susan keineswegs mit ihrer Vampirjägerin aus „Underworld: Blood Wars“ verwechseln. Diese Dame des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist viel gefährlicher!

Jane Austens Roman-Entwurf „Lady Susan“ ist die Vorlage für diese scharfe Gesellschaftskomödie. Ein Briefroman, daher amüsiert ein steter Fluss von Dialogen, nur unterbrochen von der pointierten und spöttischen Vorstellung der „personae“ wie bei Bühnenstücken. Die schöne, aber mittellose Witwe Lady Susan Vernon (Kate Beckinsale) flog gerade bei ihrem Liebhaber Lord Manwaring raus, weil die hysterische Frau Manwaring zu viel Theater machte. Nun nistet sie sich bei der Verwandtschaft in Churchill ein: „Mein Projekt werden die Kinder sein, ein paar Namen kenne ich schon!“ Ihre Freundin und Kammerzofe Miss Cross muss gehen, weil es ja die Freundschaft verletzen würde, der mittellosen Frau einen Lohn zu zahlen! Trotz ihres skandalösen Liebeslebens versucht Lady Susan gleichzeitig für sich und für ihre Tochter Frederica einen Ehemann zu finden. Noch sind die Kandidaten allerdings in die jeweils Falsche verliebt.

„Wir leben nicht, wir besuchen“, so lautet das bekannte Jane Austin-Dilemma zwischen Gefühlen und Auskommen in der Kurzfassung von Lady Susan. Ein weiterer pointierter Spruch – „Fakten sind eine furchtbare Sache“ – macht die Moderne dieser Austen-Verfilmung frappant deutlich. Während Erbsen noch als Kuriosität auf dem Teller bestaunt werden, sind die Figuren keineswegs verstaubt. Vor allem Kate Beckinsale, die Furie aus dem „Total Recall“-Recall, hat mit lebendigem Geist die Sympathien auf ihrer Seite. Zusammen mit ihrer Filmfreundin Chloë Sevigny war sie schon in Whit Stillman ganz modernen „Last Days of Disco“ dabei. Diesmal begeistert ihre Rolle in dem reizend ausgestatteten Historienfilm mit viel geschliffenem Wortwitz.


Ein FILMtabs.de Artikel