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Pina – tanzt, tanzt sonst sind wir verloren
BRD 2010 Regie: Wim Wenders mit Pina Bausch und dem Tanz-Ensemble des Wuppertaler Opernhauses 107 Min. 3D
So hat man Tanz noch nie gesehen! „Pina” von Wim Wenders ist eine Sensation und kommt direkt nach seinem Triumph bei der Berlinale, wo der Film mit stehenden Ovationen uraufgeführt wurde, in die Kinos. Die 2009 verstorbene Wuppertaler Tanzlegende Pina Bausch lebt hier tatsächlich in ihren Choreographien und den Fragmenten ihrer Tanzsprache weiter.
Wim Wenders wollte schon seit Jahrzehnten mit Pina Bausch einen Film drehen. Erst als er in Cannes die Konzert-Doku „U2 3D” sah, rief er noch aus der Vorstellung die Chefin des Wuppertaler Tanztheaters an. Mit dem neuen 3D-Verfahren wollte er seine Visionen umsetzen, aber kurz vor dem ersten Dreh verstarb Pina Bausch. Doch mit dem festen Ensemble sowie einem Senioren- und einer Junioren-Truppe setzte Wenders das Projekt fort. Zu Recht, denn Pina Bausch lebt so in ihren Choreografien und diesen Bildern weiter.
Die noch gemeinsam mit Bausch ausgesuchten Choreographien „Café Müller”, „Le Sacre du printemps”, „Vollmond” und „Kontakthof” bilden das Gerüst des Films. Schon die ersten Szenen einer Aufführung von „Le Sacre du Printemps” sind überwältigend. Der Tanzfilm erhebt sich aus der erdigen Fläche in atemberaubende Höhen der Kunst. Die verschwitzten, verdreckten Körper sah man nie zuvor in dieser Genauigkeit. Der Tanzraum wurde noch nie so intensiv erlebt. Diesem gewaltigen Eindruck, der neue Maßstäbe für den Tanz- und 3D-Film setzt, lässt Wenders weitere geniale Inszenierungs-Ideen folgen. Der Schnitt macht „Pina” in ganz besonderen Momenten zu einer magischen Zeitmaschine. Dann taucht bei aktuellen Inszenierungen für Sekunden Pina Bausch selber mitten in der Bewegung auf. Auch Jugendliche und Senioren, die neben dem festen Ensemble den „Kontakthof” tanzen, springen in der Montage dieses so treffenden Stücks über die Interaktion der Geschlechter mühelos zwischen den Generationen hin und her. Atemberaubend!
Dazu befragt die Kamera einzelne Ensemblemitglieder des Tanztheaters nach persönlichen Erinnerungen. Die Antwort ist immer ein kurzer Satz und dann eine in Wuppertal getanzten Szene. Von diesen manchmal reizvollen, mal witzigen, mal Stadtwerbung mit Schwebebahn betreibenden Einzelsätzen gibt es in der Mitte des Films, bevor „Vollmond” einen wieder hinweg trägt, vielleicht zu viele. Doch die meisten Tänzer vererben uns ihre ganz persönliche Lieblings-Bewegung, die sie in der einzigartigen Zusammenarbeit mit der extrem zurückhaltenden Bausch entwickelt haben. „Es war, als ob Pina in uns allen war. Oder andersrum: Als wenn wir alle ein Teil von ihr waren”, hört man aus der Truppe, mit mehr Respekt als Liebe, aber dafür mit unendlicher Bewunderung.
Wie schon mit „Hammett”, bei dem Wenders Coppolas elektronisches Studio ausprobierte, und bei „Buena Vista Social Club”, seinem ersten hochauflösenden digitalen Film, war der Technologie-Sprung enorm. Wenders hat – wie auch James Cameron mit „Avatar” – warten müssen, bis die Technik reif war. Wie rasant die 3D-Möglichkeiten sich entwickelten, sieht man daran, dass in der ersten Drehphase noch ein Kran-Ungetüm auf der auf der Bühne des Wuppertaler Opernhauses die zwei Kameras halten musste. Bei späteren Außenszenen gab es eine bewegliche Steadycam, die erst ein wirkliches Duett zwischen Apparatur und Tänzer erlaubte. Der Cannes-Sieger Wenders („Paris, Texas”) wendet wieder Filmgeschichte, verschiebt Grenzen der Wahrnehmung und leuchtet die Zukunft des 3D-Kinos aus, während es auf das Schaffen der Tanzlegende Pina Bauch zurück blickt.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 21.02.2011 / 10:00
- Rubrik:
- Berlinale 2011
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