« | Home | »

Wuff

BRD 2018 Regie: Detlev Buck, mit Emily Cox, Johanna Wokalek, Marie Burchard, Kostja Ullmann 114 Min. FSK ab 6

Hundefilme sind eigentlich so unangenehm wie sabbernde Bernhardiner oder vollgeschissene Gehwege. Doch jetzt kommt Buck! Das ist keiner der Hunde vom „Wuff“-Plakat, das ist der Regisseur und Ko-Autor Detlev Buck, der wieder beweist, einer der besten in Deutschland zu sein. Diesmal zaubert er eine belanglose Beziehungskomödie um vier frustrierte Frauchen derart leicht auf die Leinwand, dass man glatt „Hollywood!“ denkt.

Ellas Oscar nimmt sich immer alles und glotzt dich dann unverschämt unschuldig an. Nein, Oscar ist kein schlecht erzogener Köter. Oscar (Holger Stockhaus) ist Partner der Journalistin Ella (Emily Cox). Privat und in der Redaktion. Als Oscar ihr den Job der Redaktionsleitung wegschnappt und gleich seine Geliebte auf das Cover des Heftes bringt, ist er raus aus Wohnung und Beziehung. Dafür zieht der Hund Bozer bei Ella ein, der allerdings immer wegläuft.

Die Erklärung liefert Ellas Freundinnen-Quartett, genauer die Wahrsagerin und Katzenfreundin unter ihnen: Die Tarot-Karten empfehlen eindeutig „Folge dem Hund“. Der rennt in den Wald, wo sich der junge Förster (Kostja Ullmann) kopfschüttelnd in die naturfremde Frau verliebt.

So leicht kann es gehen und geht es eigentlich immer in Bucks unproblematischer Beziehungs-Komödie „Wuff“. Johanna Wokalek gibt zwar die Problem-beladene Mutter Cecile, die dauernd ihren kleinen Sohn mit Down-Syndrom verteidigen muss, aber selbst als sich die Attacken ihres Hundes gegenüber ihrem Mann als Gesundheitswarnung herausstellen, ist das kleine Drama eher Hintergrund für eine kuschelige Musikmontage. Zu freundlich nimmt die Standard-Dramaturgie mit den unerlässlichen kleinen Katastrophen im vierten Akt die Zuschauer mit.

Dass Buck, selbst als Mitarbeiter im Tierheim zu sehen, bei aller Leichtigkeit im Ensemble der Hundehalter nicht verärgert, ist schon ein Kunststück. Das vor allem durch die Konzentration auf die interessanten Figuren bei Vermeidung von „Oh wie süß“-Momenten gelingt. Frederick Lau hält als gescheiterter Hertha-Fußballer Oli Simon die Handlungsfäden und als kläglicher Hundeflüsterer die Hunde-Leinen zusammen. Der verschuldete Zocker schnappt nämlich Ellas und Ceciles rauer Freundin Silke (Marie Burchard) die Kunden ihrer Hundepension weg. So sammeln sich um ihn ein paar schräge Vier- und Zweibeiner, es gibt ein Hundefußball-Spiel, das eigentlich ziemlich egal für die Handlung ist.

Hier ist Buck richtig Buck, mit ganzem Herz bei den Außenseitern und den seltsamen Vögeln. So kennen wir den Regisseur seit seinen ersten kleinen Erfolgen mit „Karniggels“ und „Wir können auch anders“. Bereits beim netten Pferdefilm „Hände weg von Mississippi“ war er auf das Tier gekommen. Die damalige alte Dame Katharina Thalbach hat hier wieder eine klasse Rolle als lüsterne Hunde-Oma. Einer der vielen Cameo-Auftritte, mit denen Buck seine Film anreichert: Milan Peschel und Judy Winter tauchen ebenso auf wie Ferdinand von Schirach oder der Rapper Romano. Harald Martenstein gibt den verpeilten Chefredakteur Harald. Kida Khodr Ramadan ist mit seinem Hund Gangster voll im Rollen-Klischee aus „4 Blocks“ drin.

Das wäre jedoch alles nur Geplänkel, wenn der Film mit seinen Menschen nicht funktionieren würde. „Wuff“ ist vor allem Menschen- und erst später Hunde-Film. Zum locker flockig unterhalten werden. Und zum Bewundern von Bucks Können in auch diesem Genre.


Ein FILMtabs.de Artikel