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BlacKkKlansman

USA 2018 Regie: Spike Lee mit John David Washington, Adam Driver, Topher Grace 134 Min.

Dass ein Afro-Amerikaner sich in den Siebzigern beim Ku-Klux-Klan anmeldet, dabei die lokalen rechten Hohlköpfe reinlegt und sogar den obersten Führer der Rassisten übertölpelt, das ist so unwahrscheinlich wie ein Moslem bei der AfD. Und beides ist tatsächlich passiert. Bei den deutschen Faschisten im Rahmen der ihrer anhaltenden Selbst-Demontage. In den USA in den Siebzigern in einer erst aberwitzigen, dann spannenden und schließlich bis ins Mark erschütternden Geschichte um Rassenhass, die Spike Lee („Do the right thing“) in einem der wichtigsten Filme unserer Zeit erzählt.

In den frühen 1970er-Jahren tritt der junge Polizist Ron Stallworth (John David Washington, der Sohn von Denzel) als erster Afroamerikaner einen Posten als Kriminalbeamter im Colorado Springs Police Department an. John landet zuerst bei den Akten im Archiv, wo einige weiße Kollegen ihm gegenüber schwarze Verdächtige „Affen“ nennen. Doch der entschlossene Cop verlangt mit großem Selbstvertrauen, zum Geheimdienst versetzt zu werden. Wo er erst seine Brüder und Schwestern der Widerstands-Organisation Black Panther belauschen soll, dann aber gleich den Ku-Klux-Klan infiltrieren will. Tatsächlich kann er am Telefon die lokalen Deppen mit dem spitzen Hüten von seinem flammenden Hass gegenüber Schwarzen, Juden und Kommunisten überzeugen. Die Vorgesetzten und Kollegen arbeiten nach ersten Zweifeln („du kannst Ghetto und Weiß sprechen?“) mit, der jüdische Flip Zimmerman (Adam Driver) übernimmt die Rolle Johns in den persönlichen Begegnungen mit der geheimen Rassisten-Organisation. Ist John nun ein angepasster Polizist? Verrät er die eigenen Leute des Black Panther? Diese Fragen muss der mutige Polizist auch der Studenten-Führerin dieser Gruppierung beantworten, in die er sich verliebt hat.

Das Großartige an „BlacKkKlansman“ ist erst einmal Lees Ästhetik: Es ist ein Genuss, so schöne Schwarze beim Feiern, beim Kämpfen, beim Flirten zu sehen. Dann der Humor, der nicht zu kurz kommt, bei dieser oft spannenden Detective-Geschichte. Johns Kollegen lachen sich kaputt, wenn er den Klanführer David Duke (Topher Grace) am Telefon verarscht und viele wollen eigentlich schwarz sein. Bei der Aufnahme in den Klan klingt es fast wie bei Monty Python: „Kuten und Kappen kosten extra“.

Diesen recht guten, klugen Film krönt ein unfassbar tief erschütterndes Finale, in dem Harry Belafonte eine furchtbare Lynch-Geschichte parallel zur beklemmend lächerlichen Klan-Einweihung Johns erzählt. Dabei rechnet Regisseur Spike Lee parallel auch mit der weißen Filmgeschichte ab, nachdem er vorher schon reichlich Blaxploitation-Zitate einstreute: D.W. Griffiths Klassiker „The Birth of a Nation“ aus dem Jahr 1915 wird als fruchtbare Wiedergeburt des Klans entlarvt. Lees geniales Stück Film, sein stärkstes und wütendstes seit langem, folgt der Spur dieses institutionalisierten Hasses weiter bis zum rechten Mord an einer Demonstrantin vor einem Jahr in Charlottesville. Und bis ins Weiße Haus, wo Trump nicht als erster US-Präsident von rassistischen Einflüsterern kontrolliert wird. In dieser sagenhaften und schwer erträglichen Montage sitzt jedes Bild, jeder Ton, jeder Schnitt. Schlag auf Schlag in die Magengrube des Gerechtigkeitsgefühls. Bis zu den kämpferischen Wortspielen („Rest in Power“) und Symbolen einer umgekehrten US-Flagge, die in die beiden konfrontierenden Farben Schwarz und Weiß ausfärbt.

Schon mehr Fanal als Menetekel ist „BlacKkKlansman“ ein Aufschrei gegen Rassenhass und Unterdrückung. Ein Aufschrei, der in Deutschland besonders heftig ankommt, weil die Parallelen zum NSU und den zumindest passiv unterstützenden Staats-Strukturen erschreckend sind.


Ein FILMtabs.de Artikel