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303

BRD 2018 Regie: Hans Weingartner mit Mala Emde, Anton Spieker, 139 Min. FSK ab 12

Jan (Anton Spieker) und Jule (Mala Emde), zwei Berliner Studenten mit einer frischen Enttäuschung im Gepäck, treffen sich an einer Autobahnraststätte und starten eine überraschend lange gemeinsame Reise. Auf dem Weg nach Köln schmeißt Jule ihn zwar bald aus ihrem Camper, doch unter dramatischen Umständen kommen sie wieder zusammen. Womit das Drama für diesen Film abgehakt ist. Auf dem Weg nach Spanien kommt erst nach einer Stunde die Frage „Hast du denn eigentlich eine Freundin?“. Noch dreißig Minuten später gibt es Sex – erst mal theoretisch als Thema. Und nach zwei Stunden im wohl langsamsten Verlieben der Filmgeschichte liegen sie gemeinsam im Bett. Womit der Film noch nicht am Ziel ist.

Die bislang Unbekannten Mala Emde und Anton Spieker spielen keine Bigger than Life-Figuren, sondern bodenständige, junge Menschen, die kürzlich den Boden unter den Füßen verloren haben. Mit ihren weißen T-Shirts ohne Aufdruck wirken sie auch erst mal blass. Ihre Charaktere müssen andauernd gehend und fahrend reden. Bei Regisseur Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Die Summe meiner einzelnen Teile“) ist das immer auch politisch: Ein von den Kapitalisten instrumentalisierter Darwin taucht auf, die Instrumentalisierung des Alleinseins ist Thema. „303“ könnte vom hohen Dialoganteil her ein Rohmer-Film sein, es fehlt allerdings die spezielle Leichtigkeit des Franzosen, genau wie das Spielerische von Linklaters „Before Sunrise“. Der sehr gemütliche Sommerfilm kommt langsam in Schwung, ein paar schöne Songs erklingen vor sonniger Landschaft. Allerdings wirkt es auch, als könne man in der Laufzeit des Films nach Portugal und zurück fahren, gemütlich. Beide drängt es bald nicht mehr, an ihr Ziel, zu den Personen dort zu kommen. Und am Ende ist alles gut, am Ende wird geschwiegen.


Ein FILMtabs.de Artikel