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Trennung

Trennung
Israel, Frankreich, BRD, Italien 2007 (Disengagement) Regie: Amos Gitai mit Juliette Binoche, Liron Levo, Jeanne Moreau, Barbara Hendricks, Dana Ivoy 115 Min.

Eher Suche als Handlung. Wie schon Natalie Portman in „Free Zone“ in den besetzten Gebieten israelisch-palästinensische Beziehungen in einem suchenden Roadmovie „erfuhr“, reist nun Juliette Binoche als französische Jüdin zurück zu den Ursprüngen – um mitten in den Konflikten illegaler israelischer Siedler in Palästina zu landen.

Das Begräbnis des Vaters ist ein Genuss abendländischer Kunst: Die Klänge von Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“ umspielen das Totenbett der üppigen Stadtwohnung in Avignon. Doch Ana (Juliette Binoche) wirkt verloren in dieser Pracht – bis ihr geliebter Bruder Uli (Liron Levo) aus Israel kommt. Die kindliche Ana wirft sich ihm in die Arme und folgt ihm einige Tage und feine Beobachtungen später in den nahen Osten. Dort muss Uli als Offizier eine illegale israelische Siedlung räumen und Ana in just jener Siedlung der ihr unbekannten Tochter Dana vom Tod des Vaters beziehungsweise Großvaters unterrichten.

Die schwere Ruhe Avignons weicht einer aufgeregten Hektik, nervöse Grenzsoldaten wollen Ana nicht passieren lassen, nur der Aufruf des Fahrers (Amos Gitai selbst!) zur Menschlichkeit kann die Schranken öffnen. Bei den uneinsichtigen Siedlern erlebt Ana nach zwanzig Jahren der Trennung eine vorsichtige, stille und doch sehr emotionale Annährung an ihre Tochter Dana. Um sie herum tobt währenddessen die Räumung der Siedlung. Ana und Uli finden sich auf gegenüberliegenden Seiten eines Zaunes wieder – ein Spiegelbild sowohl der israelischen Gesellschaft als auch der Situation im Gaza.

Amos Gitai, der mutige und sehr begabte Kritiker wie Verteidiger Israels zeigt sich mit „Trennung“ wieder auf der Höhe seines Könnens: In bewegenden, weil wunderschön bewegten Bildern macht er geographische und emotionale Positionen im Gaza-Streifen kunstvoll deutlich, erfahr- und spürbar. Dass Haus und Heim(at) Schlüsselthemen für den Regisseur sind, zeigt auch seine bislang dreiteilige Langzeit-Dokumentation zum „House“, das die Geschichte eine ein palästinensischen und jetzt israelisch okkupierten Hauses in Jerusalem erzählt. Zwischen Dokumentarischem und Poetischem changierend ist Gitai in „Trennung“ viel stärker als in seinem neuesten Film „Später wirst du verstehen…“, der Verfilmung einer Biografie von Jèrôme Clèment, dem einstigen Arte-Vorsitzenden. Im August erhielt Amos Gitai in Locarno einen Ehren-Leoparden für sein Lebenswerk.

Die Studioaufnahmen zu „Trennung“ wurden in Köln realisiert.


Ein FILMtabs.de Artikel