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Verlockende Falle

USA 1999 (Entrapment) Regie Jon Amiel, 112 Min.

Die an sich eindrucksvolle Diebstahlserie dieses Films beginnt mit dem Raub eines Rembrandts und steigert sich bis zum schwindelerregenden Betrag von 8 Milliarden Dollar, die in kleinen Beträgen zur Jahrtausendwende von einen großen Bankcomputer geklaut werden. Aber so unattraktiv Computerkriminalität im Film meistens ist, so reizlos kommt der ganze Sean Connery-Film daher.

Virginia "Gin" Baker (Catherine Zeta-Jones) deckt als Versicherungsfrau den bedeutenden Rembrandt-Diebstahl fast auf und macht sich "undercover" an den berühmten Meisterdieb Robert "Mac" MacDougal (Sean Connery) ran. Dem gesteht sie, selbst eine Kunstklauerin zu sein, und reizt ihn zu größeren Beutezügen. Erst geht es gemeinsam durch Kanäle, Fußböden und Laserstrahlen in ein altes Schloß. Aber auch die dort entwendete, antike Maske ist nur Tauschobjekt für neue Diebesrequisiten. Der Fingerabdruck und ein Iris-Scan vom Filialleiter der Weltbank in Malaysia sollen den Zugang zu sehr viel Geld ermöglichen. Auf der Basis gegenseitigen Mißtrauens geht es zum Finale auf dem höchsten Gebäude der Welt. Das Jahrtausendfeuerwerk dekoriert eine Hängepartie vor schwindelnder Rückprojektion. Die große Überraschung zum Schluß kann nicht über die zahlreichen Mängel hinwegtäuschen.

Sean Connery, der gerade bei den Wahlen zum schottischen Parlament seine Popularität für eine Nationalistische Partei eingespannt hat, soll das Publikum in diese filmische Falle locken. Als einer von vielen Filmen, die - ein Jahr zu früh - das neue Millenium feiern, greift "Verlockende Falle" auch den "Millenium Bug" als Handlungselement auf. So fehlerhaft wie die Berechnung des Jahrhundertendes sind extrem viele Elemente des schwachen Starvehikels. Star ist dabei Einzahl, da nur Sean Connery eine Ahnung von seiner Ausstrahlung verspüren läßt. In Zeiten von Lara Croft spielt Catherine Zeta-Jones die angebliche Meisterdiebin als völlig harmloses Mäuschen ohne Charisma. Sie wirkt meist wie ein Stand-In für ihre eigene Rolle. Gin erscheint einerseits unglaublich raffiniert und in der nächsten Szene unfaßbar dämlich. Aber generell macht sie sich keine Sorgen um ihre Glaubwürdigkeit - weder gegenüber Mac noch bezüglich des Publikums. Mal läßt sie mit unmöglich vielen Videokameras selbst alles überwachen und bewegt sich dann so unbedarft, als sei das Fernglas noch nicht erfunden.

So muß auch die Verhältnis von Gin und Mac völlig steril bleiben. Das entscheidende Mißtrauen ist selten spürbar und wird nie zu reizvollem Doppelspiel genutzt. Spannung bleibt auf das Turn-Finale in luftiger Höhe beschränkt, die laue Erotik konzentriert sich in zwei Gymnastik-Einlagen. Um die beabsichtigte Verbindung zu "Über den Dächern von Nizza" richtig zu beschreiben, müßte der Film "Auf einem Flachdach in Asien" heißen. Einzig bemerkenswert sind ein paar Szenen mit Maury Chaykin als aufgeschwemmter, obskurer Kunstdealer und Untergrund-Pate in Malaysia.

Regisseur Jon Amiel, der sich mit der TV-Serie " The Singing Detective" sowie mit den außerordentlichen Filmen "Queen of Hearts", "Aunt Julia and the Scriptwriter" und "Sommersby" einen guten Namen machte, enttäuscht nach dem Thriller "Copykill" und der schwachen Parodie "The Man Who Knew Too Little" erneut.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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