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Die Truman Show

USA 1998 (The Truman Show) Regie Peter Weir, mit Jim Carrey, Ed Harris, Laura Linney 103 Min. FSK ab 12

"Von dem Sender, der niemals schläft: Live und ungeschnitten, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, gesendet in alle Welt... mit Truman Burbank als er selbst, aufgezeichnet in der größten Studiohalle der Welt ..." Das ist die eine Seite, die der Zuschauer. Auf der anderen steht dieser Truman Burbank (Jim Carrey) ganz schön verdattert da, als plötzlich ein Scheinwerfer aus dem überaus heiteren Himmel von Seahaven fällt. Zwar berichten die Zeitungen schnell von verlorener Flugzeugladung, doch es häufen sich die Merkwürdigkeiten im geregelten Leben von Truman: Sein Autoradio bringt seltsame Regieanweisungen und alle Passanten richten sich automatisch nach ihnen, sein lang verschollener Vater begegnet ihm in einer Menschenmenge und wird sofort weggedrängt. Trumans Frau (Laura Linney) hält immer so seltsam Kaffeepackungen hoch - wie in der Werbung ...

Truman ist eine ganz andere Rolle für den oft überdrehten Komiker Jim Carrey ("Ace Ventura", "Die Maske", "Dumm & Dümmer"). Und nach den Erzählungen des australischen Regisseurs Peter Weir ("Picknick am Valentinstag", "Der einzige Zeuge", "Club der toten Dichter", "Green Card") hat dieser auch mit dem Superstar und Kassengaranten Carrey um fast jede Szene kämpfen müssen. Aber es hat sich gelohnt. Nicht nur wurde "Die Truman Show" mit stillem Marketing in den USA zu einem sensationellen Überraschungserfolg, es ist auch ein absolut sehenswerter Film jenseits der Hollywood-Klischees.

Ein Traum im Traum? Wie zuletzt in "Dark City" oder auch in "True Lies" und "Total Recall" nach Philip K. Dick wird ein Mensch mit der Tatsache konfrontiert, daß sein ganzes Leben nur eine Illusion ist. Diesmal - wie zeitgemäß - eine sehr erfolgreiche Daily Soap. Seit seiner Geburt beobachten unzählige unsichtbare Minikameras Trumans Leben und machen es zum TV-Hit. Peter Weir und dem Drehbuch von Andrew Niccol gelingt es exzellent, eine Grundfrage des denkenden Menschen in Unterhaltung zu verpacken. Religion und packende Philosophie für ein Millionenpublikum: "Sind wir frei?"

Es waren aber auch schon immer die großen Themen des Films: Die Ausbrüche, die Veränderungen. Die eingefahrene Lebensschiene verlassen, Ängste vor dem Unbekannten überwinden. Truman lebte in einer abgegrenzten Welt, im Reisebüro von Seahaven warnen Plakate vor Flugzeugabstürzen und sonstigen Katastrophen auf Reisen. Sicherheit wird gegen Freiheit eingehandelt. Mit dem Boot Santa Maria (!) könnte er eine Neue Welt entdecken, hätte er nicht diese Todesangst vor dem Wasser. Da draußen ist für jeden immer noch das Ende der Welt, an dem man herunterfallen kann. Aber Truman, der einzig wahre Mensch in dieser Umgebung von Schauspielern begehrt auf, die Kreatur emanzipiert sich zum Entsetzen ihres väterlichen Schöpfers, dem über seiner Stadt schwebenden Regisseur Christoph (Ed Harris).

Gott als Schöpfer steckt diesmal nicht im Sonnensymbol sondern banal im Mond, weitere Ähnlichkeiten mit lebenden Religionen sind allerdings durchaus mitgedacht, ebenso wie die philosophische Dimensionen. Um nicht zu sehr zu schwärmen, sei noch erwähnt, daß auch die Romantik und die Rührung ihren Raum bekommen. Und ein Vergleich mit dem Phantasiefilm "Dark City" zeigt auch, daß die helle, strahlende Welt von Seahaven von einem festen Weltgebäude gehalten wird. In der düsteren Science Fiction schwebt die Stadt im Nichts, nur die Illusion bleibt dort den Menschen. Typisch für Hollywood erspart uns Truman solche Desillusionen und entläßt uns in eine wenn nicht einfach happy, dann zumindest hoffnungsvolle Zukunft.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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