Liar, Liar

USA 1997 (Liar, Liar) Regie Tom Shadyac, 88 Min.

Wer Jim Carrey erträglich findet, möge jetzt ins Kinogehen und nicht weiterlesen!

Das Beste an diesem Film sind die Out-takes am Ende: Die Szenen,die schiefgingen und nicht mehr in die Logik des Scriptsreinpaßten. Hier zeigt sich Carrey als Komiker, der spontan diewitzigsten Einfälle bringt. Das in eine Spielfilmhandlungbringen, hieße eine gelungene Grimasse einfrieren undverzweifelt hoffen, daß sie komisch bleibt.

Nun gibt die grimassierendeMaske den lügenden undbetrügenden Anwalt Fletcher. Im Englischen sind "Liar" und"Lawyer" phonetisch authentisch nahe beieinander. Nur seineUnverfrorenheit sowie sein gekonntes Einschleimen machen Fletcher zumKandidaten für den beruflichen Aufstieg. Am Leistungswahn gingschon die Ehe kaputt und nun enttäuscht der gestreßteAnwalt regelmäßig seinen kleinen Sohn Max. Bis dieser sichwünscht, sein Vater würde einmal einen Tag lang nichtlügen. Jetzt wird der Alltag zur Hölle für denroutinierten Schwindler: Von der morgendlichen Begrüßungüber die Gerichtsverhandlung bis zum Sex am Abend - kein Momentbleibt von hemmungsloser Wahrheit verschont.

Es dauert lange, bis der Film zu seinem Clou kommt. Dann mußman sich noch länger fragen, ob die Autoren den Unterschiedzwischen Lügen und Versprechen brechen nicht kennen. Denn beideswird hemmungslos durcheinander geworfen.

Das rührselige Thema hindert Jim Carrey jedenfalls nichtdaran, ständig Grimassen zu ziehen und seinen Gummikörperzu verrenken. Dabei sind die Clownereien nicht Teil derPersönlichkeit Fletchers, sie wirken aufgesetzt, hier legt nurCarrey seine abgestandene Show hin. (Schon die Liste seinerErfolgsfilme von"AceVentura" über"AceVentura" bis "Die Maske","Batman Forever" und"CableGuy" weisen den Komiker als einseitigen Darsteller aus.) SteveMartin brachte ähnliche Hampelleien auf die Leinwand. Er waraber immer in der Lage den dazugehörigen Charakter zu spielen.Man könnte bei den Verbiegungen des Körpers, den vollkommenüberzogenen Bewegungen auch an Jerry Lewis denken. Doch beidiesem scheint mehr dahinter gesteckt zu haben. Aber vielleicht denktman das ja auch in Jahrzehnten von Jim Carrey.

In der Reihe von Tom Shadyacs Komödien("AceVentura" und"Der verrückteProfessor") ist dies die schwächste. Das Drehbuch weistähnliche Lücken auf, wie Carreys Schauspielkunst und seineSchneidezähne. Erst wird ein Gerichtsfall abgehandelt, der wohlan einem ehrlichen Tag nicht zu gewinnen ist, dann muß derenttäuschte Sohn zurückgewonnen werden. Fertig, Klappe zu.Die Out-takes, bitte!

Anders als bei"Lorenz im Landder Lügner" scheint in dieser Traumwelt fast jeder ehrlichzu sein - nur eine ehebrechende Frau lügt ähnlich heftigwie Fletcher. Aber Frauen sehen sowieso schlecht aus in "Liar, Liar".Sie sind nur in der Ehe nette Mütter und es gibt sie quasi alsZugabe zu den kleinen Schätzchen.

Das Thema der überarbeiteten, reumütigen Daddiesmuß die USA zu bewegen. Schon Arnold Schwarzenegger mußtein "Versprochen istVersprochen" seine Schuldgefühle ausschwitzen. Ebenfalls zurWeihnachtszeit zeigte Tim Allen in"Santa Clause" Reue und WhoopiGoldberg wandelte sich in "Bogus" zurguten Mutter.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo