True Lies - Wahre Lügen
USA (True Lies) Regie James Cameron
Selten war ein Filmtitel so treffend wie bei "True Lies - Wahre Lügen", der für über hundert Millionen Dollar mit vielen guten Namen Lügen im Übermaß produziert und im grandiosen Scheitern dieser film-technischen Gigantomanie doch wieder 'wahr' wird.
Es fängt an wie ein alter James Bond, nur daß der Einbruch in die Nobel-Party, von James Cameron inszeniert, die Brechung des Witzes über sich selbst vermissen läßt und Arnold Schwarzenegger nicht in den Frack von Roger Moore paßt. Trotzdem ist Arnie als Harry Tasker für "True Lies" ein ganz geheimer Geheimagent, der die innersten Grenzen der USA verteidigt. Danach wird dem Publikum über dreißig Minuten mit Action und vielen hemmungslos abgeknallten 'Bösen' klargemacht, daß gefährliche Araber dauernd versuchen, Bomben in New Yorker Tiefgaragen zu verstecken. Als wenn eine der vielen Lenkraketen des Film einen Steuerungsdefekt hätte, geht es plötzlich heftig in Richtung durchgeknallter Komödie. Die "Terroristen" machen jetzt für eine Stunde Urlaub auf Mallorca, bis sie viel zu spät wieder Action und Atombomben in die USA importieren. Da nicht mal Harries Frau von dessen wahrem Job weiß, läßt sie sich aus Langeweile mit einem angeblichen Spion ein, der komplette technische Apparat des US-Nachrichtendiensts wird diese Affäre verfolgen und hochgehen lassen.
Daß der Wechsel zwischen Komik und Action vollkommen mißlungen ist, ließe sich vielleicht ignorieren, wie man ja auch schon an die Leichenberge gewöhnt ist. Doch dem technischen Overkill, der unreflektierten Vergötterung von was nur Machbaren ist und gigantisch wirkt, steht die Verrohung der Inhalte gegenüber. In der mißlungenen Verquickung von überdrehter Komödie und überdrehter Aktion werden Araber verblödet, Frauen auf die Pole Hausmaus und gefährlicher Vamp aufgeteilt, Geheimdienste als lustige Männertreffs verharmlost und Atomexplosionen als romantische Kuß-Kulisse verwendet. Ohrfeigen für die eigene Frau reizen zum Szenenapplaus, das Knacken gebrochener Genicke kommt besonders gut bei den idiotisch agierenden Fremden. "True Lies" ist in dieser Hinsicht das mieseste Machwerk seit langem und das Deckmäntelchen 'Parodie' zählt nicht, da der Film selber nicht weiß, ob er Parodie sein soll.
Fast symptomatisch für "True Lies" und das zwangsläufige Scheitern solcher hohler Film-Vehikel waren technische Schwierigkeiten beim modernen Digital-Ton in der Alsdorfer Premiere. Es war schade für die enorme Initiative des Stürz-Kinounternehmens, das neben den Erkelenzer Kinos als Einzige in der Region digitalen Hörgenuß bietet und Filme immer wieder eher als der Marktführer UFA zeigt. Doch die (inzwischen behobene) Asynchronität, das Hüpfen des Tons wie zu Schellack-Zeiten ist treffend für einen Film, der das technisch Machbare als einzigen Wert ansieht und niemals reflektiert. Irgendwie brauchte gerade diese Art Film ein Zeichen, daß es so nicht weitergehen dürfte.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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