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Armageddon

USA 1988 (Armageddon) Regie Michael Bay, ca. 150 Min.

Scheidungsgrund!

Von Günter H. Jekubzik

Millionen Cineasten weltweit beschäftigt nur eine Frage:Wieso trennen sich Bruce Willis und Demi Moore? Auch von Bruce'sneuem Film "Armageddon" erhofft man sich eine Antwort, war es dochauf dem Höhepunkt der europäischen Pressekampagne, als derStar und Weltenretter plötzlich ausblieb und dasTrennungsgerücht aufkam. Daß der Supermann mit demironisierenden Lächeln in "Armageddon" die Welt rettet, indem ereinen riesigen Meteoriten in die Luft jagt - und es dann nichtschafft, zurück zu fliegen -, ist reinste Routine. Daßalles mit sehr viel akustischem und optischem Krach geschieht -dafür zahlt man doch sein Eintrittsgeld. Aber daß Bruceund seine Filmkumpel ganz ernsthaft auf Pathos und Nation machen,versuchen "IndependenceDay" und "StarshipTroopers" rechts zu überholen - das schockt! Und zurKrönung kommen noch ohne einen Hauch von Satire Sätze wie"Möge Gott mit uns sein" von den Lippen desjenigen, der dasUniversum schon so oft rettete, daß er ruhig neben diesem Gottdie Ko-Autorenschaft beanspruchen kann! Demi, auch wenn du selbst nurnoch Schrott gedreht hast - wirverstehen dich! Pack die Kinder in den Koffer und verlaß diesenVerräter an der gerechten Sache des faustbewehrtenSarkasmus!

"Armageddon" ist eine Katastrophe! Die Situation ist bekannt: ZweiProduktionsfirmen haben die gleiche, einzigartige Idee für einenFilm (siehe "1492"und "ChristopherColumbus", "Robin Hood: Prince Of Thieves" und "Robin Hood","Dante's Peak" und "Volcano")."Deep Impact" ließ zwarals erster einen Meteoriten-Schauer auf die Erde prasseln, aber"Armageddon" hatte alle Trümpfe in der Hand: Diegrößeren Stars, das dickere Budget und den fetterenAsteroiden. Als an der Startlinie beide Filme etwas tun müssen,um die Menschheit vor ihrem letzten Zusammenstoß zu retten,schickte "Deep Impact" einen reichlich alten Robert Duvall zu denSternen. Während die NASA noch verzweifelt nach Lösungensucht, trumpft "Armageddon" schon mit einer durchgeknalltenBohrturmbesatzung auf. In New York schlagen die erstenMeteoritensplitter wie Bomben ein - der ruppige Bohrteam-Boss (BruceWillis) schlägt Golfbälle in Richtung eines hilflosenGreenpeace-Schiffes! Kurz darauf jagt er den jungen Verführer(Ben Affleck) seiner Tochter (Liv Tyler) mit Gewehrschüssenüber die Bohrinsel. Weshalb ausgerechnet diese Chaoten dieMenschheit retten sollen, fragen sich einige Szenen später dieSpezialisten von NASA (Billy Bob Thornton) und Militär. (Weshalbnur die USA überhaupt aktiv wird, wundert sich derweil dasPublikum ...) Aber Harrys Jungs sind die besten Bohrexperten der Weltund die Atombomben knallen erst richtig laut auf dem heranrasendenSteinbrocken, wenn sie tief vergraben explodieren.

Nach einer anfänglichen Attacke auf Godzilla(-Figürchen) bleibt der Humor während einer langwierigenAusbildungszeit recht flach. Steve Buscemi darf als einziger seinenschrägen Charakter ausspielen, wird aber doch irgendwann vomDrehbuch gefesselt. Zur guten Gepflogenheit solch überzogenerActionspektakel gehörte es mittlerweile, sich selbst auf den Armzu nehmen. Doch die Macher von "Armageddon" - sowie zuvor auch"The Rock" und "ConAir" - meinen alles viel zu ernst. Nicht nur das Ansehen derNASA, auch die national schwellende Brust soll unterstütztwerden. Vor allem die Figur von Bruce Willis leidet darunter - in dernoch oben offenen Hitparade der Weltenretter bekommt er diesmal nureine 3- .

Erstklassig bei der unvorstellbaren Katastrophe, die wir schonlängst aus dem Kino kennen, sind hingegen die wirklich wichtigenSzenen: Die Explosionen mit vielen fliegenden Autos und dasPlätten von Paris mit der gleichen Lust, mit der man früherniedliche Modeleisenbahnlandschaften von einem Fußballzerstören ließ. Witzig sind vor allem nicht so gedachteMomente: Die Schleichwerbung für Autositze im Shuttle! Derangstvolle Blick klischeehafter Vertreter aller Kontinente zumHimmel. Und das Kontrollzentrum Houston äußert nicht nurbeim Start der beiden Shuttles wichtige Sätze wie "Immer beideim Auge behalten!" Die haben wirklich ein Problem! Bis auf massiggetragenen Pathos, alberne Zeitlupen und viel zu viele, viel zupeinliche Schmalzszenen wird der Blödsinn richtig schnellerzählt; mit guten Parallelmontagen bleibt kaum Zeit zumNachdenken. Dann läßt die unverschämteÜberlänge während dramatisch geplanter Bohrversuchegenug Zeit zum persönlichen Nasebohren. Dabei stoßen vieleauf eine große Frage: Weshalb sind alle diese auf Erfolggetrimmten Filme so extrem lang? An der Kasse gibt es dafür - inder Regel - kaum eine Mark mehr. Die Kinos können wenigerVorstellung fahren. Pro Minute Überlänge kostet der Kramjedoch mindestens 500.000 $ und Millionen Zuschauern vielunnötig verschwendete Zeit!


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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