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Starship Troopers

USA 1997 (Starship Troopers) Regie Paul Verhoeven, 132 Min.

Melrose Space

Von Günter H. Jekubzik

Der Zivilist zählt nicht. Nur wer gedient hat, ist ein vollwertiger Staatsbürger und darf wählen - da wird sich der Rühe freuen! Auch die jungen Leute sind ganz nach seinem Geschmack: Alle brennen sie darauf, endlich zum Militär zu dürfen, die gleichen, tollen Erfahrungen zu machen, die ihrem Lehrer einen Arm gekostet haben. Nur Johnny Rico (Casper van Diem), ein verwöhnter Weichling und Schöngeist, fällt aus Reih' und Glied. Aber da er sich ausgerechnet in Carmen (Denise Richards), eine der waffengeilsten Mitschülerinnen verliebt hat, meldet auch Johnny sich zum Dienst. Und kaum sind Mann und Frau in der Grundausbildung zu richtigen Kerlen geworden, kaum ist der erste Kamerad beim Üben zerschossen worden, greift auch schon der Feind an. Mit großen Hurrah - siehe 1914 und 1939 - geht's auf ins Schlachtfeld, auf dem riesige und rasende Spinnen erstmal die Menschenvertreter extrem drastisch und in allen Details sichtbar abschlachten.

Spinnen? Genau, damit nicht auffällt, wer als "Ungeziefer" "ausgemerzt" werden soll, nehmen wir doch einfach Spinnen, fiese Käfer und anderes Ekelszeugs als Feind. Immer nur - die ebenso fantastischen - "Terroristen" ist ja auch langweilig. So kombinieren die Verantwortlichen für diese Machwerk gemeine Fremdenfeindlichkeit mit der weit verbreiteten Abneigung gegen alles, was so unter dem Küchenherd und hinter dem Kühlschrank herumkreucht. Darin ist der Film faschistisch, nicht in den Uniformen, die auch schon TV-Serien wie "Babylon 5" aus dem Wehrmachtsfundus holten.

Die negative Darstellung von Aliens (Fremden) im Science Fiction-Film findet in "Starship Troopers" einen vorläufigen Höhepunkt. Nach Zeiten mit "E.T." und einer positiven "Unheimlichen Begegnung der dritten Art" schlägt dieser einfach Gradmesser für Fremdenfeindlichkeit oder Offenheit einer Gesellschaft heftigst nach unten aus. Da ist es nur folgerichtig, daß man sich aufs Messer komm' raus wehrhaft geben muß - und nichts anderes tut dieser Film.

Das große Anliegen des Film liegt nicht nur darin, eine konstante Aggressivität gegen alles Fremde aufrecht zu erhalten, auch die Verbrüderung der Waffengattungen wird überdeutlich an drei exemplarischen Hauptfiguren vorangetrieben. Doch ebenso rein us-amerikanisch und nur soziologisch interessant sind die vielen Zitate aus einem Jahrhundert einer kriegstreibenden Nation.

Als Film ist "Starship Troopers" über lange Strecken langweilig und erlaubt sich ein extrem schlampiges Ende (das nur mit Fortsetzung rund würde). Der Spaß, unglaublich glatte Barbie-Gesichter aus Serien wie "Melrose Place" im sehr blutigen Space-Gemetzel zu sehen, hält nicht lange vor. Diese sogenannte Satire wurde hinzugemixt, in der Hoffnung, daß das Mäntelchen "Ironie" das allzu dreiste Kriegstreiben beschönigen kann. Und einige Zuschauer übernehmen die Entschuldigung sogar dankbar. Der Rest ist für Fans von Action, Gewalt und drastischen Anatomie-Sitzungen. Aus der deutschen Fassung hätten ganze Szenen herausgenommen werden müssen, um sie wenigsten als "ab 16" durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zu bekommen. Nun läuft der Film "ab 18".

Positiv auffällig nur, wie selbstverständlich die Geschlechtertrennung im Dienst, unter der Dusche und im Bett aufgehoben ist - vielleicht das einzig utopische Element dieses vorgestrigen Science Fictions. Ach ja, dann gibt es noch viel digitale Tricktechnik, unendlich viel künstlich erzeugtes Getier und riesige Raumschiffe, die eindrucksvoller und detaillierter auseinanderbrechen als der Titanic-Schrott.

Diese Wehrertüchtigung, Teil 1 verdanken wir übrigens dem Buena Vista Konzern, der sich nicht nur mit netten Disney-Filmen für die lieben Kleinen besonders engagiert. Im breiten Programm des amerikanischen Verleihers findet sich auch im wieder besonders Kriegstreiberisches. Sei es als Komödie "In the Army now" oder "Drop Dead Dumbo", sei es als Star-Vehikel mit Demi Moore in "Die Akte Jane". Dieses Rekrutierungsprogramm wird uns in wenigen Wochen beibringen, daß nur dumpf prügelnde und mordende Kerle wirklich tolle Typen sind.

Das Machwerk "Starship Troopers" läuft übrigens unter dem Namen des aus den Niederlanden stammenden Regisseurs Paul Verhoeven, der schon mit "Total Recall" eine antiquierte Zukunft schuf.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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