Verrückt in Alabama

USA 1999 (Crazy in Alabama) Regie Antonio Banderas, 111 Min.

Zwei in einem - solch praktische Angebote gelten beim Film nicht als Qualitätsmerkmal. Das spanische "Leckerchen" Antonio Banderas hat seinen ersten eigenen Film gedreht und bei solch befreienden Ausbrüchen wollen die Schauspielstars meist sehr viel zeigen.

Was den Bildern ausgesprochen gut tut. Vom Comic-Vorspann an beleben wilde Fahrten, schräge Winkel und ungewöhnliche Schnitte die Augen. Das paßt trefflich zur Geschichte von Tante Lucille (Melanie Griffith), die sich auf der Flucht befindet, weil sie ihren brutalen Gatten mit dem Tranchiermesser kopflos machte. Lucille ist ein naives Blondchen unter dunkler Perücke, für die das Leben einen einzigen Traum vom Film darstellt. So sucht sie erfolgreich Hollywood heim, im Gepäck einen grauenvollen Hutkoffer und die höhnische Stimme des ermordeten Chester. Diese makabere Hymne an die Frischhalte-Qualitäten von Tupper-Dosen ist schrill und sehr pointiert spaßig. Auf die Bemerkung, man suche sie am Set, antwortet Lucille cool: "Süße, man sucht mich in 17 Staaten ..."

Derweil gerät im ruhigeren, engagierten anderen Film Lucilles 12-Jähriger Neffe Peejoe (Lucas Black) zwischen die Fronten von weißem Rassismus und schwarzer Bürgerrechtsbewegung. Es ist das Jahr 1965, Peejoe lebt im Bestattungsinstitut seines Onkels Dove inmitten von Särgen. Die Schwimmbäder nur für Weiße sind zwar gesetzlos aber völlig selbstverständlich. Nachdem Peejoe sich gerade zu einem farbigen Freund durchgerungen hat, wird dieser von dem rassistischen Sheriff Doggett (Meat Loaf) umgebracht.

Die daraus resultierende Gewissensnot des einzigen Zeugen Peejoe und die makabre Story Lucilles sind zwei Ebenen, zwei Geschichten, die lange nebeneinander her laufen. Doch im Finale zeigt sich, dass die innig bewunderte Tante Lucille und ihr Lieblings-Neffe vor allem durch einen äußerst sympathischen Freiheitswillen miteinander verwandt sind. Da bringt Banderas neben schön viel schrägen Einfällen noch eine durchaus erträgliche Portion Moral in die unkonventionelle Geschichte (nach einer Vorlage von Mark Childress). Schließlich sieht in Alabama alles ganz gut aus: Die Banderas-Gattin Melanie Griffith als schrille Exzentrikerin mit ganz großem Herz und "Zorros" Regiedebüt mit Stil und Standpunkt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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