Verlorene Liebesmüh'

GB 1999 (Love's Labour's Lost) Regie Kenneth Branagh, 93 Min.

Einst schwor ein König (Alessandro Nivola), für eine gewisse Zeit allen weltlichen Dingen zu entsagen, sich nur der reinen Wissenschaft zu widmen und vor allem: keinen Damenbesuch in der Klausur zuzulassen. Seine drei Gefährten unterschreiben diesen Vertrag, Berowne (Kenneth Branagh) allerdings nur mit Zögern. Schnell stellt sich heraus, wie vermessen das Unterfangen ist, denn ein sehr weiblich reizvoller Staatsbesuch (Alicia Silverstone) nähert sich und nur mit albernen Tricks lassen sich die selbst gestellten Maximen aufrecht erhalten. Doch wo die Liebe gleich vielfach zuschlägt, muss jedes eitle Wollen der besseren Einsicht weichen.

Ein nettes, bis auf das Finale heiteres Stück nach Shakespeares "Love's Labour's Lost", dessen Intentionen von einem der besten Shakespeare-Interpreten unserer Zeit gesungen und getanzt werden. Das hat uns gerade noch gefehlt? Genau. Nach zeitgemäßen Geniestreichen wie Baz Luhrmans "Romeo und Julia" macht solch anachronistische Shake-Spielerei sehr viel Spaß. Die "Musical Revue" badet in Momenten und Zitaten der Film-Musical-Geschichte, erfreut mit reichlich Bildideen und behält doch den weisen Charme Shakespeares. Es ist ein edles Schauspiel, mit schillernder Ausstattung, der sofort wieder erkennbaren Musik von Patrick Doyle.

Aber die Show ist nicht perfekt - toll tanzende Schauspieler sind ebenso selten und problematisch wie gut spielende Tänzer. Die reizvollen Songs von Hammerstein, Rogers, Cole Porter und Irving Berlin finden nicht so eine innige Umsetzung wie bei Woody Allen, der seine Liebe für diese kleinen, leichten Kunstwerke ja immer wieder in seine Filme einfließen läßt.

Branagh ist ein begnadeter Shakespeare-Inszenator. Und sein Shakespeare macht noch mehr Spaß mit diesen sehr witzigen Anachronismen, denn die ganze Geschichte wurde in die 30-Jahre des 20.Jahrhunderts verlegt, woran historisierende Einschübe in Schwarzweiß immer wieder erinnern.

Leider ist die Künstlichkeit des Gesangs im Rahmen der Künstlichkeit des Theaters nicht mehr so wirkungsvoll wie die einfache Künstlichkeit in den Filmen von Jacques Demy und in seiner modernen Form bei Jacques Rivettes "Vorsicht zerbrechlich" oder bei Woody Allens "Alle sagen: I love you"

Das Musical erfreut mit Songs wie "Heaven" oder "There's no business like show business" und feiert ein großartig gelungenes Finale. Doch die Konstellation von vier Männern und vier Frauen, die sich gegenseitig "kriegen" müssen, führt öfter zu schematisch wirkenden Abläufen. Eine bunte Mischung von Darstellern (Natascha McElhone, Alicia Silverstone, Matthew Lillard) wirkt nicht immer passend. Kenneth Branagh selbst übernahm den Part des besinnlicheren, ruhigeren Berowne.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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