Alle sagen: I love you
USA 1996 (Everone says I love you) Regie und Buch WoodyAllen, 101 Min.
Alle(n) sagen: I love you
- mehr will dieser Text nicht - höchstens noch ein tiefempfundenes Danke anfügen, ein Danke an Woody Allen, fürdas Glückgefühl, welches sein neuer Film emporschwebenläßt, Danke für die Freude und die Tränen in denAugen!
Die erste Gänsehaut ist schon nach zwei Minuten fälligbei "Alle sagen: I love you". Eigentlich SINGEN ja alle: I love you!Denn der Klarinettenspieler und Musikkenner Woody Allen, der fürseine Filme schon immer wunderbare alte Songs auskramte, inszenierteein Musical, bei dem selbst die Schaufensterpuppen nicht stillhaltenkönnen. Für "Makin' Whoopi" im Krankenhaus treffentänzerisch Gynäkologie, Chirugie und Radiologie aufsKomischste zusammen.
Das ganze Vergnügen hält die junge DJ (Natasha Lyonne)zusammen, wenn sie von ihrer Familie erzählt. Es sind reiche,liberale Demokraten. Mom (Goldie Horn) löst sich vor lauterSchuldgefühlen in konstanter Wohltätigkeit auf. DieSchwester Skylar (Drew Barrymore) soll bald heiraten,verschlucktaber erstmal beim romantischen Dinner den im Dessert verstecktenVerlobungsring. DJs Stiefvater (Alan Alda) sorgt sich um seinenSohn Scott, der mit seinen konservativen Ansichten aus der Artgeschlagen ist. Aber auch diese Abweichung wird sich - wie alleanderen Problemchen - in Wohlgefallen auflösen: Scott leidet aneinem behebbaren Gehirnschaden!
Mitten in diesem aufregenden Familientreiben ohne wirkliche Sorgen- es ist halt ein Musical - plagen DJs leiblichen, nach Parisgeflohenen Vater Einsamkeit, Melancholie und Weltenleid: Woody Allenspielt als geschiedene Vater Joe wieder den verzweifelten,chaotischen Verlierer. In Venedig joggt er einer schönen Frau(Pretty Woman Julia Roberts) hinterher. Betört sie mit schamloserschlichenen intimen Details, singt selbst ein stilles Liebesliedund erlebt eine kurze Romanze.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten liefert Woody Allen mitschöner Regelmäßigkeit jährlich einen neuen Filmab - der dann viele Monate später in deutschen Kinos ankommt.Der kleine große Komiker aus New York lotete Tiefen dermenschlichen Seele aus, testete die Belastbarkeit der Lachmuskeln mitalbernem und feinsinnigem Humor. Der Holocaust war beim Juden Allenimmer mit einem lakonischen Witz oder einer zynischen Nebenbemerkungpräsent. (In "Alle sagen ..." erinnert eine deutscheHaushälterin im Kommandoton an ihre Lehrjahre unter Hitler.) Unddas unfaßbar Düstere im Menschen fehlte ebensowenig. Dochin den letzten Filmen ist es freundlich geworden um Woody Allen:"Geliebte Aphrodite" war zu niemandem richtig gemein. Vor allem seitAllen so nett zu seinen Figuren und Mitmenschen geworden ist, bietenseine Filme ein ungetrübtes Vergnügen. Netter als beidiesem Musical, diesem betörenden Frühling in New York darfes aber nicht kommen, dann wäre es schon richtiger Kitsch.
Aber so fühlt man sich in "Alle sagen: I love you" wie ineinem alten Film, wo die Leute in einem richtig schönen altenKino sitzen und von einem noch älteren Film verzückt sind.Selbstverständlich zitiert der Cineast Allen klug in derFilmgeschichte herum und inszeniert in Paris eine verrrückteMarx Brothers-Party. An den Ufern der Seine entschwebt Goldie Hornbeim gemeinsamen Tanz in den Himmel der Filmkunst. Ein singenderInder verweist auf die universale Ausbreitung von singenden Filmen:Wo man singt, da laß' dich nieder, böse Menschen habenkeine Musicals!
Wie immer kann Woody Allen mit einer erlesenen Schauspielcrewarbeiten. Die größten Stars drängeln sich, einmal ineinem "Allen" spielen zu können. Julia Roberts durfte nun maleine andere Rolle übernehmen. Tim Roth kann besonders witzig alsrauher Gangster verführen und natürlich auch singen. EdwardNorton fügt seinen beeindruckenden Filmen des letzten Jahres("Zwielicht", "Larry Flynt") einen komisch tapsigen Jüngling mitkarriertem Hemd hinzu.
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