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Ronin

USA 1998 (Ronin) Regie John Frankenheimer, 118 Min.

Ronin, der titelgebende Name, der erschreckend wenig mit dem Film zu tun hat, stammt aus den japanischen Legenden: Samurai, deren Feudalherren getötet wurden, mußten früher unter Schande durch das Land ziehen und wurden Ronin genannt. Bekannt sind sie vor allem durch die Historie eines Massenselbstmordes von 47 "arbeitslosen" Ronin. Fast so alt wie diese Geschichten ist der 1930 geborene Regisseur John Frankenheimer. Er macht - nach hunderten von Fernsehfilmen in den Fünfzigern und Sechzigern - schon seit vier Jahrzehnten erfolgreiche Kinofilme mit großen Stars. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Botschafter der Angst" (1962), "Der Gefangene von Alcatraz" (1962) mit Burt Lancaster, "Der Zug" oder "Schwarzer Sonntag". In den letzten Jahren wechselte Frankenheimer mehrmals zwischen prämierten TV-Produktionen (vier Emmys!) und dem Kino ("DNA - Die Insel des Dr. Moreau").

Nun schickt Frankenheimer sechs anscheinend moderne Krieger in einen undurchsichtigen Auftrag. Deidre (Natascha McElhone, die wahre Liebe von "Truman" Burbank) vermittelt internationalen Experten ihres Fachs einen neuen Job: In Frankreich soll ein Aluminiumkoffer mit unbekanntem Inhalt "übernommen" werden. Unter ihnen der sehr umsichtige, ehemalige CIA-Agent Sam (Robert De Niro), der Franzose Vincent (Jean Reno), der deutsche Elektronik-Spezialist Gregor (Stellan Skarsgard, der Professor aus "Good Will Hunting). Schnell werden sie mit vielen Hinterhalten, Geballer aus allen möglichen Kalibern und endlosen Autoscooter-Rasereien mit haarsträubenden Geisterfahrten konfrontiert. Einem geheimnisvollen Auftraggeber (Jonathan Price) ist nicht zu trauen und den eigenen Partnern noch weniger.

"Ronin" ist gutes Handwerk und eine kalkulierte Mischung aus Stars mehrerer Verkaufsgebiete, dazu Riviera-Kulisse mit Cannes und Nizza. Die Deutschen mag die KGB-Vergangenheit Gregors nicht besonders attraktiv erscheinen, aber dafür läßt sich Katherina Witt als russische Eisprinzessin sehr schön erschießen.

Frankenheimer nimmt sich viel Zeit für altmodisches Handwerk ohne all die modernen Einflüsse, den Zynismus eines Quentin Tarantino oder Bruce Willis, die cineastische Perfektion und das verspielte Zitieren eines Brian De Palma, mit denen wir heute so überfüttert sind. Bei "Ronin" ist die Welt noch in Ordnung, die CIA kümmert sich erfolgreich um den internationalen Frieden. Daß Frankenheimers Helden jedoch kugelfest und fast unverwundbar sind, daß die mörderische Handlung unbekümmert über extrem viele Leichen geht, mutet naiv an und ist letztendlich noch zynischer als die angeblich so brutalen Action-Thriller neuerer Generation.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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