Small Soldiers
USA 1998 (Small Soldiers) Regie Joe Dante, 110 Min.
"Batterien nicht enthalten" war bislang die Parole in SachenSpielzeug und Film. Bald werden besorgte Erzieher nachschauen, obauch "Militärische Mikrochips nicht enthalten" auf den Packungensteht!
Denn die Spielzeugdesigner Irwin (David Cross) und Larry (JayMohr), die gerade von einem weltweiten Konzern geschluckt wurden,wollen nur das Beste für ihre neueste Kreation. Und dies ist nunmal der äußerst militaristische X 1000-Chip. Ausgerechnetin einem kleinen, verträumten Spielzeugladen, dessen Besitzersich immer gegen Kriegsspielzeug gewehrt hat, landet die erste Ladungder Small Soldiers. Der junge Alan Abernathy (Gregory Smith) vertrittdort gerade seinen Vater und nutzt die Chance, um sich zurehabilitieren und den Laden finanziell auf Schwung zu bringen.
Doch sechs süße Schwarzeneggers mit lebenslangenBatterien - "Commando Elite" steht auf der Packung - verwüstennicht nur nächtens den Spielzeugladen. Sie sind kleine, gemeineTerminatoren, deren Elektrohirne auf Killen programmiert sind. Vorallem die Gorgonites, runzelige Spielfiguren aus dem gleichen Karton,sollen vernichtet werden. Dabei sind die kleinen, scheuen Monsterherzensgute und extrem friedliche Wesen. Ihr größtesTalent ist deshalb auch das Verstecken - Kämpfen steht nicht inihrem Programm-Code. Aus den Regalen pflanzt sich der Minikriegüber die ganze Kleinstadt fort. Zwischen die Fronten geratenauch zwei prinzipiell kontroverse Familien, deren Kinder sich inguter Romeo &Julia-Manier sehr gut verstehen ....
Das Gegeneinander von Groß und Klein, von Riesenkonzern undverträumten Spielzeugladen, zieht sich als Prinzip durch denganzen Film. Auch daß die Häßlichen die eigentlichGuten sind, läuft dem üblichen Schema amerikanischer Filmeentgegen. Verantwortlich dafür ist Joe Dante ("Gremlins","Gremlins 2", "Die Reise ins Ich"), ein Regisseur, von dem manQuertreiber erwarten kann. Er ist einer der hervorragendenHandwerker, die sich im bescheidenen Maße eigene Sichtweisenaus Hollywood herausnehmen dürfen. (Zudem genießt er dasVertrauen Steven Spielbergs.) Als "Pirat in der Industrie", der wieTashlin und wenige andere seine persönliche Note einbringt,wurde Dante in Locarnobezeichnet, als er 1998 einen Ehrenleopard erhielt
Subversiv mischt er bissige Satire in die rasante und witzigeAction, vermengt ein Lob auf die Traditionen mit modernsterTricktechnik (Altmeister des Filmtricks Stan Winston war fürTeile der Animation verantwortlich) und gibt einer klischeehaftenTeenagerromanze enormen Schwung. So ist "Small Soldiers" ein ruppigerKinderfilm, ein zitat-gespicktes Vergnügen für Cineastenund ein trojanisches Schaukelpferdchen für Actionfans: Siekönnten die Kampfpuppe im Sack kaufen und von derdurchschlagenden Intelligenz des versteckten Programmsüberrascht sein.
Nicht zum ersten Mal kämpfen die guten "Toys"in der Filmgeschichte gegen militaristischen und kapitalistischenWahnsinn. Aber klang es in "ToyStory" noch ganz ernst und militaristisch: "Ein guter Soldatläßt niemals einen Kameraden zurück" wird nun derAbschied von einem tödlich verwundeten Spielzeug zur Parodieübler Kriegsfilm-Klischees. Hier sind die Trickfiguren nichtallein die besseren Menschen, die bieten auch eine Folie, um diestolzen Generäle, Verteidigungsminister (die zumindest mal inSomalia fallen) und Film-Soldaten zu parodieren. Man kann in "SmallSoldiers" nicht nur die tricktechnische Fortsetzung von "ToyStory" sehen, es ist irgendwie auch eine Antwort auf den"Soldat James Ryan"Daß die Parodie auch auf den hochgejubelten Kriegsfilm vonSpielberg paßt, beweist, daß es tatsächlich nur einKriegsfilm ist. "Small Soldiers" ist dagegen nur ein herrlichunfriedlicher Film.
Günter H. Jekubzik
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