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USA 2001 (O) Regie Tim Blake Nelson Mit Mekhi Phifer, Josh Hartnett, Julia Stiles 95 Min.

Oh je, Oh nein, noch ein Teenie-Film, der den guten alten Shakespeare verhunzt. Oh Glück, "O" ist keine Nullnummer zum Verheizen der Taschengelder: Die sorgfältige statt auffällige Übertragung Othellos in eine moderne Schulumgebung passt!

Odin (Mekhi Phifer) ist Basketball-Star der Elite-Highschool Palmetto Grove. Alle lieben ihn, nur Hugo (Josh Hartnett), der Sohn des Trainers Duke Goulding (Martin Sheen) fühlt sich zurück gesetzt und leidet unter verzehrendem Neid. In einer hinterhältigen Intrige pflanzt er Eifersucht in Odins Gefühle zu dessen Freundin Desi (Julia Stiles). Dabei bleibt Hugo Odins bester Freund und im Hintergrund, während sein Kumpel Michael (Andrew Keegan) die Gefühlsfallen auslegt. Die Rollen sind klar: Der schwarze Held Odin ist Othello, Hugo der nicht beförderte Jago, Desi die todgeweihte Desdemona. Das Ende ist wie bei Shakespeare mörderisch - allerdings sah man in den USA bei dem Massaker unter Schülern nur die Amokläufe an den heimischen Schulen und legte den gelungenen Film zwei Jahre auf Eis. Zwischendurch war Julia Stiles in Michael Almereydas "Hamlet" als Ophelia zu sehen und spielte die Hauptrolle bei "Zehn Dinge, die ich an dir hasse", der furchtbaren Filmadaption von "Die Zähmung der Widerspenstigen". Der "Intrigant" Josh Hartnett wurde mittlerweile mit "Pearl Harbor" zum Überflieger.

So lässt sich das "Frühwerk" dieser Jungschauspieler retrospektiv entdecken. Und ihre Leistungen können sich sehen lassen, wie der Rest des Films: Die Sportszenen wurden schnell und aggressiv geschnitten. Die zahlreichen Dialoge fesseln durch Sorgfalt in der Sprache. Mit abgesetzten Zwischenszenen um einen Falken - das Teammaskottchen - und weiße Tauben atmet die geduldig eingefädelte Intrige durch. Auch gegen den Teenie-Trend ist der intensive, aber eher stille Musikeinsatz Jeff Dannas. Er nähert sich den Klängen seines Bruders Michael an, der für Egoyan "The Sweet Hereafter" und für Ang Lee "The Ice Storm" begleitete. Die Songs sind mal nicht oberflächlich, im Finale gibt es sogar Klassik. So zeigt Regisseur Tim Blake Nelson (einer der drei Tramps in "O Brother") zwischen dem atemberaubenden "Romeo und Julia" von Baz Luhrmann, dem anstrengenden "Hamlet" von Almereyda und banalen Star-Vehikeln wie Mel Gibsons "Hamlet" einen gangbaren Weg der Adaption auf der Jugendliche packen könnte, ohne sich völlig Banalitäten zu verschreiben. Das macht noch neugieriger auf seinen Auschwitz-Film mit Harvey Keitel.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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