Hamlet

USA 2000 (Hamlet) Regie Michael Almereyda, 112 Min.

Nach dem genialen Vampirfilm "Nadja" und der originellen Hexengeschichte "Trance" war man gespannt auf die Hamlet-Interpretation des innovativen Amerikaners Michael Almereyda. Ein Shakespeare auf den Konzernetagen New Yorks, das verspricht originelle Umsetzungen und vielleicht so viel Spaß wie bei Kaurismäkis Dänenprinz als Chef einer Quietscheenten-Fabrik in "Hamlet goes Business"

Mehr als eine exzellente, aber intellektuell kühle Interpretation kam jedoch nicht heraus. Zwar erinnert die Übertragung ins heutige New York mit einem schön hinterhältigen und gemeinen Kyle MacLachlan ("Dune", "Twin Peaks") als mörderischen Chef der "Denmark Corp." an Baz Luhrmanns "Romeo und Julia". Die originalen (!) Texte verlagert Almereyda auf Träger wie Video, Anrufbeantworter oder Handy. "To be or not to be" spielt sich vor einem Schnittmonitor ab, Lauschen erfolgt mit Mikrophonen, eine digital Sony-Kamera ist immer dabei. Allein Almereyda bleibt beim Kunstwerk mit einer Ausstattung zwischen Ikea und Bauhaus, mit Szenen im Blockbuster-Videoverleih und im Guggenheim Museum. Man hört Triphop von Morcheeba, liest das Zukunftsmagazin Wired und trinkt selbstverständlich dänisches Carlsberg Pils. Treffend, aber nicht begeisternd auch die Besetzung mit Ethan Hawke als Hamlet unter einer Strickmütze, Sam Shepard (der Autor und Regisseur von "Rosenkranz und Güldenstern") als Geist, Bill Murray als besonders närrischer Narr Polonius und Julia Stiles ("10 Dinge, die ich an dir hasse") als Ophelia. Ein kühnes, kühles Unterfangen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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