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Hamlet

USA 1990 (Hamlet) Regie Franco Zeffirelli, 135 Min.

"Mehr Fakten, weniger Kunst" hieß das Prinzip bei Franco Zeffirellis Hamlet Verschacherung. Schlimm fängt es an, und Schlimmeres nahet sich. Die Kamera verstreut die Konzentration, die einem fesselnden Text gelten könnte, über Szenerien aus schottischen Schlössern und schäbiger Pappmaché. Wackelig und eilig schwenkt das Objektiv zu zufälligen Details. All den traurigen Gestalten ist ihr Konflikt anzusehen: Sollen wir spielen oder deklamieren?

Ach armer Hamlet! Ich kannte ihn, Horatio; ein Bursch von unendlichem Humor, voll von den herrlichsten Einfällen. In Zeiten mit hervorragendsten kunstfertigen (Tom Stoppards "Rosenkranz und Güldenstern", Greenaways "Prosperos Bücher") oder eng dem Text folgender (Kenneth Branaghs "Henry V.", Rappeneaus "Cyrano de Bergerac") Klassiker-Verfilmungen, ist es dreist, eine kunsthandwerkliche Nichtigkeit wie "Hamlet" auf den Markt zu werden. Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode, den bei der Flucht vor relevanten Gegenwartsthemen reichen die Namen Hamlet, Mel Gibson und Glenn Close als kassenfüllende Attraktion aus. Damit das in den Augen der Produzenten dumme Publikum auch alles versteht, spielt Zeffirellis Hamlet nur den Mad-Man, den Wahnsinnigen. Auch des Dänenprinzen Verhältnis zur Mutter wurde bösartig vereinfacht. Das mächtige Gift der klassischen Sprache hüllt den Lebensgeist der bewegten Bilder in schwere Nebel.

Der Wort sind nun genug gewechselt. Der Rest ist Schweigen - seltsam nur, daß einzig eine Szene, stumm, doch voller Mimik und Musik, zwischen Hamlet und Ophelia den Weg zu meinem Herzen fand.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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