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Die neun Pforten
Fr/Sp 1999 (The Ninth Gate) Regie und Buch Roman Polanski, 127 Min. FSK ab 16
Des Teufels Buchhändler
Neben all den Filmen, die sich am falschen Jahrtausend-Wechsel - das wahre Y2K-Problem - aufhängen, oder an der teuflischen 666 im umgedrehten Jahr 1999, wird allein dieser neue Polanski als Film Bestand haben. Ohne dass man das sensationelle Element, das Besondere herausdeuten kann, erzählt der mittlerweile 66-Jährige Meister in jeder Faser exzellent packend.
Dean Corso (Johnny Depp) ist eher ein Bücher-Jäger als ein -Liebhaber: Jung und rücksichtslos, immer mit einer Kippe im Mund und ohne Freunde, zumindest nachdem der letzte von ihnen rituell nach Vorlage holzschnittartig umgebracht wurde. Inmitten einer Geschichte um Dämonen und Hexen glaubte Corso nur an seine Prozente und wurde deshalb auch engagiert. "Niemand ist vertrauenswürdiger als ein käuflicher Mensch," meint Boris Balkan. In dessen eindrucksvoller Bibliothek hoch über New York mit dem Teufel als Hauptakteur erhält Corso den Auftrag, drei Bücher zu prüfen. "Die neun Pforten zum Reich der Dunkelheit" wurden 1666 in Venedig gedruckt, angeblich unter Mithilfe des Teufels. Bei seinen Reisen zu den verschrobenen Besitzern der Büchern in Portugal, Spanien und Frankreich kommt der naive Corso langsam hinter ein Rätsel, das in den neun Holzschnitten der Bücher verborgen ist. Selbstverständlich sind auch andere hinter den wertvollen Bänden her, vor allem die Witwe (Lena Olin) mit ihrem schlagkräftigen Helfer.
Von den tollen Anfangstiteln in Form einer Fahrt durch digitale Pforten an erzeugt der aus Polen stammende Polanski eine angenehm schwebende, fast einlullende Spannung wie in seinen Paris-Thriller "Frantic", nur diesmal anläßlich eines Films des Genres Horror. Doch man oder frau sollte keinesfalls so etwas wie "Rosmaries Baby" befürchten. Irgendwie könnte man bei den "Neun Pforten" auch die ganze Zeit schmunzeln. Dazu tragen vor allem die schelmenhaften Auftritte der Emmanuelle Seigner bei: Als namenlose Retterin in letzter Sekunde verfolgt oder begleitet sie Corso, bleibt auch noch Ende des Films ein Geheimnis. "Die neun Pforten" eröffnen eine seltsame Reise, die sich keineswegs beim ersten Sehen erschließt. Seit seinem polnischen Kinodebüt "Das Messer im Wasser" war Polanski immer den Kinobesuch wert. Der Regisseur wurde bei der Verleihung der Europäischen Filmpreise Anfang Dezember für ein Lebenswerk ausgezeichnet, das sich wahrlich sehen lassen kann: "Tanz der Vampire" (1967), Rosemaries Baby" (1968), "Chinatown" (1974) und zuletzt das erschütternde Kammerspiel "Der Tod und das Mädchen" um Folter in Lateinamerika sind nur die bekanntesten der Meisterwerke. Wie schon in "Bitter Moon" bereichert Polanskis Lebenspartnerin Emmanuelle Seigner "Die neun Pforten" mit ihrer besonderen Ausstrahlung. Auch die anderen Mitarbeiter sind vom Besten: Darius Khondji nahm die perfekten Bilder auf, Dean Tavoularis erwählte das Produktionsdesign, Wojciech Kilar komponierte.
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