Bitter Moon

Fr/GB 1992, Regie: Roman Polanski, 139 Min.

Im verflixten, siebten Ehejahr begeben sich die braven Briten Nigel und Fiona auf eine stürmische Kreuzfahrt. Schnell machen sich der gehbehinderte Amerikaner Oscar und dessen französische Frau Mimi, deren Leidenschaft ebenfalls ausgebrannt scheint, an sie heran. Nigel gerät in den Strudel von Oscars Erzählung, die in langen Rückblenden die Stationen einer kurzen, extremen Leidenschaft reizvoll bebildern: Hemmungslose Hingabe, Langeweile, Erniedrigung, Trennung und Rache.

Der aus Polen stammende Polanski zeigte nach einigen Flops zuletzt mit "Frantic" wieder eine der meisterhaften Genre-Variationen, für die er seit "Tanz der Vampire" bekannt war. Mit Oscars Geschichte begibt sich Polanski wieder nach Paris, daß diesmal nur so aussieht, wie man es sich immer vorstellt. Einiges ist hier übertrieben klischeehaft und läßt leicht an der Wahrheit der Erzählung im Film zweifeln. Wenn das erste Liebesglück auf dem Kettenkarussell jubelt, schwingt auch eine schräge Bierwerbung mit. Die Figur der mädchenhaft naiven Mimi atmet trotz aller Leidenschaft eine gewisse Künstlichkeit. Ob der Reiz von Polanskis Gattin Emmanuelle Seigner in dieser Rolle in ihrer Wandlungsfähigkeit liegt oder sich auf reine Selbstdarstellung beschränkt, bleibt in der Schwebe. Zu ihrer Figur paßt vielleicht der Satz Jessica Rabbits "Ich bin nicht schlecht, ich bin nur so gezeichnet."

Doch diese Stilisierungen - z.B. wenn Oscar wieder eine von unzähligen Gauloisepackungen zerknüllt in die Ecke schmeißt - haben auch ihren eigenen Charme. Obwohl kein Grund zum Jubeln besteht, lassen sich viele gelungene Szenen aufzählen, angefangen beim 'Orgasmus' eines Toasters, in dem dampfend heißer Frühstückssex gipfelt. Die Songs sind treffend eingesetzt, nur der Handlungsfaden ist sehr lasch gespannt, doch es läßt sich ganz gut bis zum überraschenden Ende aushalten.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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