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Dead Man

Erstaufführung USA 1995, Regie + Buch Jim Jarmusch, 134 Min.

Ein Panoptikum heruntergekommener Gestalten bevölkert diesen sogenannten Western. William Blake (Johnny Depp), der einzige mit einem anständigen Papageien-Anzug, wird gefeuert, noch bevor er seine Anstellung erhält; stirbt, bevor der Film richtig losgeht (tut er das jemals?) und feuert seine mörderischen Kugeln durch die Gegend, bevor er überhaupt weiß, daß er schießen kann. Selber tödlich getroffen, flieht Blake vor einer Truppe komischer Kopfgeldjäger. Der hochgradig literarisierte Indianer, der den "dummen weißen Mann" begleitet, verehrt im torkelnden Greenhorn die Seele des gleichnamigen Dichters Blake.

So sinnlos wie früher Jarmuschs Gestalten durch "Stranger than Paradise" oder "Night on Earth" zogen, ziehen sie nun ihre Colts und durch die Western-Landschaft. Naja, was man sich halt so unter dem Wilden Westen vorstellen kann. Die Weisheiten des roten Mannes könnten vom Bauernkalender aus Akron, Ohio stammen und einer der Kopfgeldjäger redet sich als größte Quaselstrippe jenseits des Orinoko um Kopf und Kragen.

Das Road Movie aus der Zeit, die noch nicht mal befestigte Dorfstraßen hatte, fließt im Tempos eines gemächlichen Trabes auf sein Ende zu. Seinen einzigen Drive erhält der lange letzte Gang durch die faszinierende Musik von Neil Young. Anfangs alle paar Minuten minimale Akkorde, im Finale dann drohen die Boxen im Kampf gegen die dumpfen Gitarrenläufe zu unterliegen.

Ästhetisch brilliert das feinkörnige Schwarzweiß vom Kameramann Robby Müller - so nuanciert daß schon wieder Farben zu vermuten sind. Ansonsten wird der "Dead Man" heftig vom Stilwillen Jarmuschs geritten. Nüchtern, lakonisch - allerdings auch mit einigen drastischen Verformungen der Körperhüllen angereichert.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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