Mars Attacks!

USA 1996 (Mars Attacks!) Regie Tim Burton, 106 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Mars macht mobil und Tausende Jeansknöpfe schweben auf dieErde zu. Nicht die bedrohlich dröhnende, gigantisch schwarzeSchüssel aus"Independence Day" greiftdie Erde an - kleine pfeifende Blechschüsseln transportieren diegrünen Männlein. Näselnd quäcken die Fremden, ihrTon verrät nichts Gutes, doch die Übersetzungsmaschine (einhochgerüstetes Tonband der Sechziger) überbringt friedlicheBotschaften. Der feierliche "First Contact", die erste unheimlicheBegegnung der trashigen Art, entwickelt sich zum Massaker. Hilflosfliehende Menschen entflammen zu bunten Gerippen im Strahl vonwitzigen Gewehren (die sicher aus einem Spielzeugladen stammen).Jetzt wird es ernst für den Präsidenten der USA - nehmenwir also erst einmal ein Verständnisproblem an. Die Mini-Aliensmit dem Riesenhirn und der Totenkopfmimik darunter legen derweilseltsame Sitten an den Tag. Sie vergnügen sich an Erdfrauen,Saufen und haben Spaß.

Die erste halbe Stunde vergnügt sich "Mars Attacks!" mitabsurden Figuren. Jack Nicholson als US-Präsident ist einKnaller. Die erfolgreiche TV-Moderatorin Nathalie (Sarah JessicaParker) ist sehr intelligent, sie kann fast fehlerfrei die Texte vonihren Karten ablesen! Der Pressesprecher des Weißen Hauses istMartin Short, ein bekannter Komödiant - wen sonst auf dieserPosition!

Dann kommt die wilde Parodie auf unheimliche Begegnungen derfilmischen Art richtig in Schwung. Die Zerstörung der Erdeverläuft weitaus spaßiger als bei"Independence Day" &Co. Die überraschende Geheimwaffe gegen die Eindringlinge fehltebensowenig wie die große, klassische Friedensansprache. Schadenur, daß Captain Kirk nicht mitspielt.

"Mars Attacks!" diese imperiale Attacke auf die Lachmuskeln undden guten Science Fiction-Geschmack stammt von Tim Burton. Von wemsonst, könnte man fragen. Schon 1982 bei"Vincent", seinemersten (Trick-) Film, kümmerte sich Burton um dasProduktionsdesign. Seine Kunstwerke werden dadurch zu nie zuvorgesehenen Fantasiewelten: Im Realfilm von der bonbonbunten Vorstadtin "Edward mit den Scherenhänden" (1990) bis zurmelancholisch-düsteren Gotham City aus "Batman" (1989)."Tim Burton'sNightmare before Christmas" vereinigt das Dunkle und das Helle ineinem aufsehenerregenden Animationsfilm. Daß bei ihm Trick- undRealfilm in "Beetlejuice" (1988) oder"James und derRiesenpfirsich" (1996, Produktion Burton, Regie Henry Selick)harmonisch zusammenfinden, zeigt den unbedingten Gestaltungswillen,für den die verschiedenen Realisierungstechniken nurgleichwertige Mittel zur Gestaltung der eigenen Visionen sind.Unvergessen ist auch der genial-klägliche Versager"Ed Wood" (1995). Burtons "Batman"war den Geldgebern viel zu düster und phantastisch, selbst"Batman Returns" (1992)und "Batman Forever" (1995)unter seinen Produzenten-Händen ließ erschaudern. Jetztist ein locker-flockiger Batman in der Mache.

Die Tricktechnik von "Mars Attacks!" zur Animation der fremdenWesen ist faszinierend. Sie gibt den grünen Kerlchen eineneigenwillig schwebenden Gang, der vor allem bei der extremaufreizenden Marsfrau (Burtons Gattin Lisa Marie) voll zur Geltungkommt. Die Charaktere der Marsmenschen sind absolut glaubwürdig.Erstaunlich die Ausdruckskraft der doch ungewohnten Sprache.

Auch die realen Darsteller geben ihr Bestes: Die "Credits" bieteneine lange Liste von Stars: Mit Glenn Close als US-Präsidentin,Pierce "Bond" Brosnan alspfeiferauchender Professor Kessler, Danny DeVito als kurzlebigerGlücksspieler, Michael J. Fox als etwas länger lebigerStarjournalist, Natalie Portman("Leon - Der Profi")als Tochter des Präsidenten und Tom Jones als Tom Jones ("It'snot unusual"). Bei so grillfreudigen Marsmännchen erstaunt derenorme Verbrauch an Stars nicht. Die Musik komponierte Danny Elfman,Komponist der Erkennungsmelodie von "Die Simpsons" und HausmusikerTim Burtons.

Für "Mars Attacks!" sollte vielleicht die Bezeichnung "MajorTrash" in die Welt gesetzt werden. Es ist nicht mehr als eineeinfache Albernheit, auch wenn ein Major-Studio viel Geld in diesenherrlichen Müll hineinsteckte. Ein weiterer Vertreter des "MajorTrash" wäre Carpenters"Escape from L.A.".


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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