Ed Wood
USA/GB 1994, Regie Tim Burton, 127 Min.
Tim Burtons neuer Film zeigt Johnny Depp in der Rolle des genialen Stümpers "Ed Wood". Dieser Edward D. Wood Jr. wurde bekannt als "schlechtester Regisseur aller Zeiten" und auch sein Film "Plan 9 aus dem Weltall" erhielt als "schlechtester Film aller Zeiten" einen "Golden Turkey". Nebenbei entdeckte der blind von sich überzeugte Jung-Filmer den alten Dracula-Darsteller Bella Lugosi als Freund und als Zugpferd für seine gering geschätzten Produktionen. Woods erster realisierter Spielfilm "Glen or Glenda" (1953) thematisierte seine Leidenschaft für Frauenkleider, die auf dem Plakat zum Film mit der Übergabe eines Agora-Pullovers zur Ikone wurde. Am Set für "Glen or Glenda" konnte Ed Wood als Hauptdarsteller und Regisseur seine damals als krankhaft eingeschätzten Kleidungswünsche voll austragen.
Später bei "Plan 9 aus dem Weltall" vergingen sich Außerirdische, deren fliegende Untertassen verdächtig nach bemalten Papptellern aussahen, eine Fernsehansagerin namens Vampira und der glatzköpfige Ringer Tor Johnson an dem allgemeinen Verständnis von rechtschaffen inszenierten Filmen. Ein Treffen mit Orson Welles, das Wood als Begegnung verwandter Seelen versteht, macht schmerzlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem genialsten und dem "schlechtesten Regisseur aller Zeiten" fühlbar."Ed Wood" ist eine gelungene Komödie, die ihre Figuren innig liebt, so ungewöhnlich sie sich ins Leben einbringen. Der leise Humor, der sehr einfühlsame Umgang mit wollenden aber scheiternden Menschen und auch die ausgezeichneten Masken machen "Ed Wood" zu einem Meisterwerk. "Ed Wood" sieht für einen Film von Tim Burton - der in "Beetlejuice", "Edward mit den Scherenhänden" oder "Nightmare before Christmas" so fantastisch neue Welten entwarf - sehr gewöhnlich aus. Allerdings nur solange der Bezug zu den Originalfilmen von Edward D. Wood Jr. fehlt. Denn "Ed Wood" ist eine geniale Kopie von Stil und Szenen des verkannten Stümpers. Beeindruckend, wie Burton sich in die schwarz-weiße Welt Ed Woods einfilmte. Unglaublich, wie sehr Martin Landau dem gealterten, schmerzmittel-abhängigen Bella Lugosi gleicht.
Deutlich werden die Bedingungen des Filmens: die Suche nach Finanziers, das Betteln bei Produzenten schmuddeliger Sex-Streifchen, der trickreiche Anpumpen einer Baptisten-Gemeinde für "Plan 9 aus dem Weltall". "Wie schaffst du es nur, daß sich alle deine Freunde taufen lassen, damit du einen Film machen kannst?" bringt einer dieser Freunde sie auf den Punkt, die Kraft einer Passion, die sich anscheinend nicht um das Ergebnis kümmerte und nur den Vorgang des Drehens brauchte.
1960 beendete Edward D. Wood Jr. mit "The sinister urge" seinen letzten Film, schrieb bis zum verarmten Ende seines Lebens unzählige Drehbücher für Kollegen, später dann Groschenhefte. Die letzte, noch tragischere Phase dieser (erst posthum beachteten) "Karriere" blendet Tim Burton in seinem Film allerdings aus. Er konzentriert sich auf das überzeugte Versagertum, das Ed Wood und sein ganzes Team so sympathisch macht und gleichzeitig aufdeckt, was sich vor der Hintertür zum großen Hollywood-Traum abspielt.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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