GoldenEye

GB 1995 Regie Martin Campbell, mit Pierce Brosnan, Famke Janssen, Izabella Scorupco, Sean Bean, Gottfried John u.a., 125 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Jetzt schießt er wieder Liebesgrüße aus Rußland. Am 28. Dezember geht das für einen James Bond-Film typische Feuerwerk aus Action, technischer Angeberei und allerhand Bond-Girls hoch.

Als neuer 007 gibt nach dem unschlagbaren Sean Connery, dem längst vergessenen George Lazenby, dem smarten Roger Moore und dem zu guten Timothy Dalton jetzt Pierce Brosnan seinen ersten Auftritt. Er sieht gut aus - das wissen wir seit "Remington Steel". Doch Action, Spannung und Spaß, die notwendigen Zutaten für einen Bond-Broccoli (Albert R. Broccoli stellte als Produzent fast alle Bond-Filme zusammen), sind in dem zweieinhalbstündigen Film nur vereinzelt zu finden. Während die technischen Gimmicks noch in den altbewährten Händen Q's verblieben, ist die Leitung von Bonds Geheimdienstabteilung beim englischen MI6 in den Händen einer selbstbewußten Frau! Ob es deshalb so lange dauert, bis 007 im Dienst ihrer Majestät mit einem der Bond-Mädels ins Bett darf?

Diesen Agenten, der seine Lizenz zum Töten ebenso gekonnt im Feindesland einsetzt wie im Straßenverkehr, hat die Filmentwicklung überholt. Nach dem flotten Teaser und dem originell gestylten Vorspann dauert es eine gemächliche Stunde, bis die Schießereien und Verfolgungsjagden so richtig in Schwung kommen. Auf der Filmstrecke fielen trotzdem bereits hunderte Russen wie die Fliegen, denn auch nach Ende des Kalten Krieges finden sich im Osten genügend üble Schurken. Und wieder - nach grandiosen Leistungen von Gert Fröbe 1964 in "Goldfinger" oder Curd Jürgens 1977 in "Der Spion, der mich liebte" - darf ein Deutscher den Bösewicht spielen: Gottfried John klaut als korrupter Russengeneral den Schlüssel zum Killersatelliten "GoldenEye". Um dessen genaue Funktionsweise zu erklären, müßte man allerdings die Technikverliebtheit des Films teilen. Da halten wir uns doch lieber an die von einem niederländischen Modell gespielte Killerin mit dem lustvoll-sadistischen Lachen oder fragen uns, was "Sibirische Separatisten eigentlich fordern: Eis-Freiheit?

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avz-kurz 30.12.95

Eigentlich ist alles schon erledigt, die besten Action-Szenen liefen über alle Kanäle, der schicke Bond-Darsteller zeigte sich auf allen Titelseiten und in den Talkshows. Muß man jetzt auch noch über zwei Stunden den Rest miterleben, sehen wie 007 in Null-Komma-Nichts und Rußland und Kuba die Welt rettet, aber vorher mit seinem Charme und haufenweise technischem Schnick-Schnack deren Bewohner auf die eine oder andere Weise flachlegt? Wo doch so viele bessere Filme laufen? Es muß nicht sein, aber es wird so sein, seit dieser Woche in fast allen Kinos. Vielleicht gibt es dann ja endlich mal wieder einen originellen Bond-Film.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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