Flucht aus L.A.

USA 1996 (Escape from L.A.) Regie John Carpenter, 101 Min.

Klapperschlange - Die Zweite

Von Günter H. Jekubzik

"Die Klapperschlange" rasselt wieder mit martialischen Waffen und futuristischen Ketten. Doch ist sie noch so bissig wie vor 15 Jahren? Damals war die Zukunftshandlung im New York des Jahres 1997 angesiedelt. Aus einem von Gangstern beherrschten Manhattan mußte der staatsfeindliche Ex-Soldat Snake Plissken den US-Präsidenten retten. "Die Klapperschlange" Snake Plissken spielte damals wie heute der lakonischen Kämpfertypen Kurt Russell: "Call me Snake".

Snake "Die Schlange" Plissken tritt im Nachfolger mit dem gleichen schwarzen Zukunftsdress auf, der sich kaum von heute modischer Straßenkleidung unterscheidet. Diesmal befinden wir uns im Jahr 2013. Nach dem großen Erdbeben vom August 2000 liegt Los Angeles größtenteils unter Schutt und dem Meeresspiegel. Die restliche Insel benutzt die Regierung als riesiges Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gibt. Die Handlung verläuft nahezu identisch wie damals in New York - das gibt Raum für viele Verweise und Anspielungen. Diesmal haut Utopia, das blonde Töchterchen des Präsidenten, mit der Superwaffe ab - ausgerechnet auf die Anarchen-Insel L.A., in die Arme eines Dritte-Welt-Revoluzzers. Ein paar hämische Militärs und der sadistische Präsident injizieren Snake einen Virus, der ihn nur noch zehn Stunden leben läßt. In dieser Zeit soll er nach L.A., die Superwaffe holen und zurückkehren, um das Gegenmittel zu bekommen.

"Die Klapperschlange" war ein mit nur sieben Millionen Dollar gedrehter, viel aufwendiger wirkender Science-Fiction, der mit einer Mischung aus Spannung und trockenem Humor einen großen Fankreis gewann. "Flucht aus L.A." - das ist ein mit viel Geld billig gemachter Film. Man könnte sagen, ein plattes Action- und Ballerspiel. Doch John Carpenter inszenierte den Trip durch L.A. eher andeutungsreich zynisch als spannend. Nicht nur für Hollywood-Touristen gibt es bekannte Plätze in ungewöhnlicher Aufmachung. Der Film zieht dem ganz normalen Leben von L.A. futuristische Masken über. Die schaurigste Szene spielt im morbiden Hospital eines deformierten Schönheitschirurgen. Die mutierten Schönen von Beverly Hills rauben sich immer wieder neues Menschenfleisch, um ihre zerfallenden Körper aufzufrischen. Es gibt keine "gute" Seite. Die USA wurde zum totalitären System, das Religionsfreiheit, Fleischkonsum oder ungenehmigte Heiraten streng verfolgt. Die Revolutionäre aus Kuba, Peru und Mexiko werden als einfältige, aufbrausende Südländer verunglimpft.

Auch wenn einige Tricks wirken, wie im Hobbykeller gebastelt, zeigen sich darin nicht die fehlenden Dollars - es ist der freche Stil eines teuren Produkts. "Flucht aus L.A." verkauft den alten Klapperschlangen-Mythos, Schießer- und Prügeleien. Dazu kommen technische Spielereien wie ein 3D-Video und viel, viel Blödsinn. Den meisten Spaß bereiten einzelne Auftritte von schrägen Typen: Der alte Peter Fonda ("Easy Rider") wartet mit seinem Surfbrett auf ein ultimative Riesenwelle. Steve Buscemi spielt als Map-to-the-Stars Eddie den Komiker im an sich schon albernen Action-Gewusel.

John Carpenter hatte 1978 seinen großen Auftritt mit "Halloween", einer billigen, geradlinigen Horrorgeschichte, die hervorragend funktionierte und einige Kinofolgen nach sich zog. Im Gruselfach blieb Carpenter auch mit "Das Ding", "The Fog - Nebel des Grauens" oder "Fürsten der Dunkelheit"


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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