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Kleine Germanen

BRD, Österreich 2018 Regie: Mohammad Farokhmanesh 89 Min. FSK ab 12

Es ist tatsächlich eine erschreckende Vorstellung, an die Kinder der Rechtsextremen zu denken, welche gerade – nicht nur in den Medien – so präsent sind. Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger beschäftigen sich in ungewöhnlicher und teils problematischer Form mit dem Thema.

Heidi mal anders: Mit dem Fascho-Opa von der Wehrmacht wandern gehen, bis die Blutblasen platzen. Eine Szene aus der gezeichneten Geschichte von Elsa: Als Kind hat sie in den 80er-Jahren mit dem geliebten Opa immer Soldat gespielt. Mit ausgestrecktem rechten Arm „Für Führer, Volk und Vaterland!“ gerufen. Die nationalen Eltern lassen sie keine „amerikanischen Filme“ sehen, das sei Feindpropaganda. Stattdessen liest Elsa „Mein Kampf“. Die fiktive Geschichte erfährt eine Wende, als das völkische Paar ein behindertes Kind bekommt. Nun rastet Papa völlig aus. Der stramme Nazi hat schon immer Ausländer auf der Straße verprügelt. Als der auch privat schlagende Idiot im Gefängnis landet, darf Elsa mit der sich auch von den völkischen Kameraden emanzipierenden Mutter etwas Freiheit erleben.

Neben die im Stil eines alten, verfärbten und verdreckten Ölbild gezeichnete Geschichte setzt der Film echte Interviews mit adretten, selbstsicher in die Kamera strahlenden Personen, die vom „natürlichen“ Leben schwärmen und von der Erziehung zu aufrechten Menschen. Zu den rechten Hasspredigern und Propagandisten, denen irritierend unwidersprochen ein Podium geboten wird, gehört ein rechtes Vordenker-Paar mit sieben Kindern und ein schnieker Identitärer aus Österreich.

Der fiktiven Geschichte der rechts verzogenen Elsa lassen sich die Interviews nicht zuordnen. Nur im Off, also gesichtslos, liefern Spezialisten für den Ausstieg von Rechtsextremen die treffenden Analysen zum Thema, den gedanklichen Unterbau. „Kleine Germanen“ zeigt rassistisches Denken in vielen Formen, oft harmlos verkleidet im Reden von einem besseren „Früher“, einer besseren Kindheit. Diese Einblicke in die unsichtbar private Aufzucht neuer Nazis sind im Detail und als Gesamtbild erschreckend. Dass die rechten Verführer ihre Szenen im vorgelegten fertigen Film anscheinend ohne Widerspruch abgenommen haben, zeigt die ambivalente Wirkung dieses engagierten Films zu einem wichtigen Thema.


Ein FILMtabs.de Artikel