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Straight Shooter-Premiere

Scheinwerfer, Bodyguards, Kameras. Kurze "Schwarze", hektische Reporter, lang(weilig)e Abendgarderobe: Im Düsseldorfer Ufa-Palast war eindeutig was los. Zur "Weltpremiere" des deutschen Films "Straight Shooter" machten sich viele Fernsehgesichter und die Hauptdarsteller wichtig. Daß hier Menschen Bodyguards brauchten, um auch auffällig zu sein, war unübersehbar. Diese Star-Inszenierung hatte das gleiche Interesse wie der folgende Film: Richtig amerikanisch sein.

"Straight Shooter" nennt sich ein ehemaliger Fremdenlegionär, der nach dem Leukämietod seiner Tochter die Landesregierung zum Abschalten eines Atomkraftwerks zwingen will. Mit cool gestylten Mordanschlägen knallt er die Kernkraft-Verantwortlichen nacheinander ab. Die hilflose deutsche Polizei läßt seinen ehemaligen Ausbilder Frank Hector (Dennis Hopper) einfliegen.

Regisseur und Autor Thomas Bohn setzte von der ersten Szene an auf viel Styling, immer kriecht die Kamera am Boden rum oder hängt für effektvolle Perspektiven unter der Decke. Dazwischen schwarzweiß krebskranke Rührung mit Pauken und Trompeten.

Die Entdeckung des Films ist Heino Ferch als deutscher Bruce Willis. Er spielt den Robin Hood der Leukämie-Opfer von Krümmel und anderswo. Mit kantigem Gang, todernstem Blick und - vor allem - dreckverschmierten, blutigen Klamotten verblüfft dieser neue Ferch nach "Winterschläfer", "2 Männer, 2 Frauen ...", "Der Unhold" und "Comedian Harmonists" ungemein. Dennis Hooper (Super Mario Brothers, Frankie the Fly) tat als amerikanischer Zyniker, der sich über die verklemmten Deutschen amüsiert, das Nötigste. Deshalb blieb es auch völlig unverständlich, weshalb sich die wesentlich jüngere Staatsanwältin Toelle (Katja Flint) auf ihn einläßt.

Das wichtigste für "Straight Shooter" war allerdings eindeutig das Kriegsspielen IN Deutschland: Die martialische Action geht für ein paar knallige Szenen locker über Leichen. Mit seinem thematischen Salto mortale schaffte es der ideologisch unsägliche Film, den Deutschen ein Vietnam-Trauma unterzuschieben und drückt damit eine tiefe Sehnsucht aus: Nach auch so einer schwierigen Kriegsvergangenheit wie sie die Amis haben. Insofern ist dieser Vorkriegsfilm veraltet, denn sein latenter Wunsch hat sich mittlerweile erfüllt. Nebenbei verweist das Machwerk schamlos auf den Antikriegsfilm "Die Brücke" und muß - mangels psychotischer Bundeswehrsoldaten - glauben machen, daß selbst Fremdenlegionäre gute Kerle sind, die nur ausnahmsweise Unschuldige umbringen und Frauen vergewaltigen.

Dieter Koslick freute sich bei der Premiere in Düsseldorf, daß das Geld seiner Filmstiftung NRW soviel Furore macht. Dem Filmland NRW geht es anscheinend gut. Daß es seinen - ästhetisch reizvollen - Landtag für schäbige Action preisgibt, wirkt schamlos und belegt das Engagement des Medien-Ministerpräsidenten Clement. Allerdings hätte jemand auf die Geographie achten sollen: So dicht zusammengewachsen hat man Köln und Düsseldorf noch nie gesehen!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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