Speed 2: Cruise Control

USA 1997 (Speed 2: Cruise Control) Regie Jan de Bont, 125 Min.

Geschwindigkeit 0,2

Von Günter H. Jekubzik

Sandra Bullock hat Probleme mit ihrem Filmpartner: "Ich kenne dichgar nicht, Alex!" Kein Wunder - in der rasendenPersonen-Nahverkehrs-Action "Speed" spielteKeanu Reeves den maskulinen Retter Alex Shaw. Jetzt bilden aber AnniePorter (Bullock) und der Spezialeinsatz-Polizist Alex (Jason Patric)ein Paar. Ihre Beziehung steht still, eine Traumschiff-Reise soll ihrneuen Schwung geben. Daß recht bald der riesige Luxusdampfer"Seaborn Legend" ungebremst in die Katastrophe steuert, erwartenalle, die sich schon den Adrenalin-Trip"Speed" begeistert reinzogen.

Mit einer bombigen Golfausrüstung kommt derselbstverständlich wahnsinnige Attentäter John Geiger(Willem Dafoe) an Bord. Im Gepäck sind auch Blutegel, mit denendas Drehbuch sagt: Was für ein ekelhafter Typ, an dem so vieleEgel haften. Als Technik-Freak kapert Geiger alleine das riesigeSchiff, bestimmt den Kurs des Autopiloten und erzwingt einEvakuierung. Wie sein Vorgänger Dennis Hopper will auch GeigerRache: Seine Programme steuern viele Luxusliner, doch als er durchdie elektromagnetische Strahlung unheilbar erkrankte, kündigtedas Unternehmen ihm.

"Beziehungen, die aus Extremsituationen stammen, halten seltenlange."

Alex und Annie wittern natürlich die Sabotage (und dasAbenteuer). Sie bleiben an Bord, um die Katastrophe umzulenken. Zwarmeint die nette Annie noch, sie werde nie mehr aus dem Haus gehen,aber dann knieen sie sich mit viel Enthusiasmus in den Retterjobrein. Die auflockernden Scherze gehen bald im Action-Schematismusunter. Da die Situation nicht überzeugend zwingend erscheint,fällt nerviges Gerede umso unangenehmer auf. Statt Keanusbombiger Skateboardfahrt unter den Bus macht Jason nun einenTauchgang ganz nah an die riesige, rasend rotierende Schiffsschraube.Etwas Katastrophenfilm-Besatzung schreit und jammert zur rechtenZeit. Ein taubes Kind darf armes Opfer spielen ...

Der Attentäter Geiger beweist im weiteren Untergang derHandlung keine besondere Intelligenz, Bösartigkeit oderRaffinesse mehr. Nichts von dem, was vom Filmschurken erwartet wird.Alex schleppt einen Heiratsantrag in Form eines Eherings durch dieganze Handlung - schleppend! Annie hat dagegen richtig Spaß anihrer Heldenrolle in der Katastrophe: Lustvoll schwingt sie dieKettensäge und will sie gar nicht mehr abstellen. Vielleichtsehen wir hier die Nachfolgerin vonPiratenbraut Geena Davis.

"Speed 2" ist eine Wiederholung mit gedrosselter Geschwindigkeit,denn Wasser hat bekanntlich Balken. Eine Kreuzfahrt für diePassagiere, für die Zuschauer ein Kreuzgang. Erst in den letzten20 Minuten knallt brutal ins Auge, weshalb dieser Film eigentlichgedreht wurde: Hier landet das Boot schließlich nicht am,sondern im Kai. (Nicht die einzige Parallele zum anderen Zweiten Teildieses Herbstes, "Die vergessene Welt: Jurassic Park".)

Das absolut unglaubliche Finale mit Steuerfehlern und ohneRücksicht auf den Tiefgang überfährt nicht nur mitunstillbarer Bügellust zahllose Wassersportler. Eine wildeCrash-Lust tobt sich hier hemmungslos aus. Minutenlang fallenHäuser wie Karten um und überraschten Passanten dieKinnladen runter. Die waren scheinbar schwerhörig.

So muß man sich die Ausgangsidee für den Filmvorstellen: Schiffchen versenken für zig Millionen. Spaßigviele Leute am Kai zerquetschen. Endlich mal den Zusammenstoßeines Luxusliners mit einem Kleinlaster drehen! (So wird auch daskreative Zusammenspiel zwischen übermächtigerTrickabteilung und dürftiger Stoffentwicklungverständlich.) Heraus kam ein grandioses Spektakel mit langem,billigem Vorspiel. Da war selbst die Bootsentführung in"Alarmstufe: Rot"zügiger inszeniert.

Im durchgeknallten Hollywood haben einige wohl nur noch Effekte imKopf. Der aus den Niederlanden stammende Regisseur Jan de Bontproduzierte den Nachfolger seines rasanten Kassenschlagersübrigens selbst.

Insgesamt verkündet die naive Technikdarstellung reichlichSkeptizismus. Moderne Technik ist angreifbar, wir sind ihr machtlosausgeliefert. (Und wenn wir auf ein billiges Schaltdöschen"Fiber Optic Converter" schreiben, brauchen wir uns auch keineGedanken über gute Ausstattung zu machen ...)


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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