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Die Mumie

USA 1999 (The Mummy) Regie Stephen Sommers, 123 Min.

Alte Liebe rostet nicht - aber manchmal modert sie etwas, wenn sie über tausend Jahre in ägyptischen Gräbern rumlag. Die Wiederbelebung einer ziemlich alten und längst versandeten Liebe zwischen der Braut des Pharao und seinem verräterischen Hohenpriester wurde wieder aus den Katakomben der Filmgenres hervorgekramt. Unter vielen Ansätzen, diesen alten Lappen aus dem Horrorgenre wiederzubeleben, entschied sich das Universal-Studio für die teuerste Variante:

Mit viel digitalem Mummenschanz, künstlichen Kulissen und ganz neuen Altstädten ergab sich ein romantisches Wüstenabenteuer, für das "Indiana Jones" Harrison Ford leider nicht zur Verfügung stand. Aber Brendan Fraser ("Steinzeit Junior", "Gods and Monsters", "Blast from the past") legte seinen jungen Körper dafür in die Bresche. Sein heldenhafter Rick O'Connell entdeckt in den Zwanzigern unseres Jahrhunderts eher zufällig die sagenhafte Stadt der Toten Hamunaptra. Um seinen Hals zu retten, führt er die chaotische Wissenschaftlerin Evelyn (Rachel Weisz) mit ihrem entweder diebischen oder betrunkenen Bruder Jonathan (John Hannah) zur historischen Gräberstätte. Deren Schätze locken die Archäologen an, wie "Die Mumie" die Fliegen und so taucht auch eine Gruppe dämlicher amerikanischer Forscher in den lange nicht so belebten Gewölben auf. Noch voller wird es als Evelyn nebenbei einen magischen Spruch vorliest und mit dem mumifizierten Hohenpriester ein paar Hunderttausend fleischfressende Käfer den Grabschändern an die Eingeweide wollen. Ein Ami verliert erst seine Brille und dann seine Augen an die Mumie, die sich langsam wieder zusammensetzt.

Es ist unübersehbar ein Terminator mit Haut und Knochen - aber ohne Fleisch und Eingeweide - den die digitalen Trickser von ILM da zusammengebaut haben. Diese moderne Mumie läßt eher erstaunen als erschrecken. Ein Problem, das auch die fleischfressenden Käfer haben: Sie sind so gruselig wie ein Computervirus in der Wüste. Der Schreck läßt also bald nach und macht Platz für Humor und Romantik. Wirklich ekelig ist allerdings, wie eine Figur nach der anderen leichtherzig umgebracht wird. Der Zynismus der Drehbuchautoren kommt angesichts torkelnder Zombies aus der Gruft richtig auf Hochtouren: Schlachten was die Mullbinde hält.

Der Held O'Connell und die naive Schöne Evelyn hätten fast "Der englische Patient 2" spielen können. Es ist alles da: Flugzeugabsturz, Wirbelstürme, viel Verbandsstoff und eine tragische Liebe in der Wüste. Doch seit der Erweckung des liebestollen Monsters zieht es öfter und auch die ägyptischen Plagen (mit leichten Anklängen an jüngste Revolutions- und Kriegs-Geschichten aus dem Orient) sorgen immer wieder bombastisch für Unruhe. Dazwischen alberne Scherze ganz im Stile des abenteuerlichen Ulks "Jagd nach dem grünen Diamanten", die mit dummen Eingeborenen um die größere Peinlichkeit konkurrieren. Seit der lächerlich pathetischen Einführung rollen diese derart mit den "Rs", daß man glaubt, es ist wieder Wintersport-Saison. Aber wahrscheinlich wollen die Einheimischen mit gräßlichem Dialekt übertünchen, wie geldgierig sie alle sind. Als besonders hinterhältige Variante dieses kolonialistischen Rassimus kommt der feige Opportunist Beni, der sich am Schluß sogar der Mumie verdingt, dem braven Helden immer wieder in die Quere.

Kurz: ein richtig altmodischer Abenteuerfilm mit dem neuesten computertechnischen Schnickschnack. Das unterhält mühelos und ohne jede Nachwirkung. Brendan Fraser grinst wie eine Comic-Figur konstant dümmlich und Rachel Weisz ("Brombeerzeit", "I want you") darf als konfuse Wissenschaftlerin ein wenig klug, aber hauptsächlich süß und aufgeregt sein. Mehr wird auch nicht erwartet von solch einem Spektakel.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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