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Brombeerzeit

GB 1998 (Land Girls) Regie David Leland, 110 Min.

Die ersten Bilder zeigen Weichen die gestellt werden - wirkönnen uns auf Entscheidungen vorbereiten, die den weiterenLebensweg bestimmen. Dann rollt aus der Ferne langsam ein Zug heran -auf dieses Tempo sollten wir uns auch einstellen und vielleicht nochetwas zu trinken holen. Denn einen leichten Fluß kann nur dasBierglas im Kinosaal bescheren, die Handlung bei weitem nicht.

Es kommen drei "Land Girls" in Dorset an. Junge Frauen aus derStadt, die auf den Bauernhöfen in Abwesenheit derkriegstreibenden Männer die Ernährung der britischenBevölkerung sicherstellen sollen. Der alte Bauer Mr. Lawrence(Tom Georgeson) blickt den Frauen in den Uniformen derLandmädels skeptisch entgegen. Bereitwillig und arbeitseifrigsind sie, doch ihre Naivität in Bezug auf die Landwirtschaftsorgt in den ersten Minuten für einige Heiterkeit. Prue (AnnaFriel), die Friseuse aus Manchester, legt mit ihrer Lebens- undLiebeslust den Bauerssohn Joe (Steven Mackintosh) direkt ins Heu. Dieweltfremde Juristin Ag (Rachel Weisz) wird erst später in einemAkt der Gnade in die Geheimnisse der körperlichen Liebeeingeführt werden. Aber wir kümmern uns vor allem um diereifere Stella (Catherine McCormack). Sie rennt abends oft dem Donnerentgegen, schaut von einem Hügel zum roten Himmel, der dennahegelegenen bombardierten Kriegshafen markiert. Dort liegt ihrVerlobter Philip, ein Kotzbrocken in Uniform. Doch das merkt Stellaerst, als sie sich in Joe verliebt hat. Es ist das Jahr 1941, diemeisten jungen Männer sind im Krieg. Da fällt das Verliebenbesonders schwer, weshalb der Film wohl auch soviel Zeit braucht.

Der filmische Einführungskurs für Agrarpraktikanten istganz gut gespielt, zumindest das, was es zu spielen gibt.Während sich die Frauen auf der Farm eingelebt haben, kicherndunterm Dachboden ihre Geheimnisse verraten, ab und zu nette Festefeiern, paßt in Gefühlsdingen gar nichts zueinander undals der Krieg (-sfilm) dann auch noch seinen Tribut fordert, wandeltsich Trägheit zu trauriger Schwere. "Brombeerzeit" ist ein sehrträges Geschichtchen, es passiert lange gar nichts vorschönen, saftigen Wiesen. Irgendwann müssen auch noch diesefür die Volksernährung umgepflügt werden, was uns dasHerz des alten Bauern, der so sehr an der mühsam erworbenenScholle hängt, näherbringt. Eigentlich müßte derFilm Bomberzeit heißen - besser noch Langstrecken-Bomberzeit.Denn die schön fotografierte Landarbeit dreier britischerMädels im Zweiten Weltkrieg zieht sich mächtig lang.Vielleicht sollten wir ja nachempfinden, wie lang die Frauen auf ihreBomber gewartet haben? In dieser Zeit wundert man sich einige Male,was diese verklärte Landsicht auf den Weltkrieg soll. Einen Teilder britischen Geschichte entdecken? Da würde uns eineDokumentation über das wahre Leben der Land Girls sicher etwasganz anderes erzählen!

Daß der Regisseur der gleiche David Leland ist, der "Wishyou were here" realisierte, ist kaum zu glauben. Bei "Brombeerzeit"hätte er schon während seiner Drehbucharbeit (zusammen mitKeith Dewhurst) die Schere ansetzen sollen! Vorlage war der Roman"Land Girls" von Angela Huth.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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