Die Goldene Schale

USA 2000 (The Golden Bowl) Regie James Ivory Buch: Ruth Prawer Jhabvala nach dem Roman von Henry James Mit Uma Thurman, Nick Nolte, Kate Beckinsale, Jeremy Northam, Anjelica Huston, James Fox 135 Min.

Wenn das Duo Merchant/Ivory ("Zimmer mit Aussicht", "Howards End") "Die Goldene Schale", einen Roman von Henry James ("The portrait of a Lady", "Die Flügel der Taube"), verfilmen, dann ist die Vorfreude auf bestes Kostüm-Kino groß. Doch leider ist nicht alles gut, was golden glänzt ...

In exquisiten Kostümen, Kulissen und Zeitlupentempo entwickelt sich der Konflikt: Der amerikanische Milliardär Verver (Nick Nolte) und seine Tochter Maggie (Kate Beckinsale) bereisen Europa mit der bekannten Sehnsucht zum alten Kultur-Kontinent und mit schlechtem Gewissen. Denn Ververs Reichtum gründet auf der Ausbeutung europäischer Emigranten. Der verarmte Italiener Amerigo (Jeremy Northam) drängt sich den Ververs ebenso auf wie die mittellose Amerikanerin Charlotte (Uma Thurman). Als Amerigo und Maggie heiraten, finden auch die losen Enden des Quartetts zueinander. Dass Charlotte auch Geliebte Amerigos war, stellt nur eine der weiteren Paarungen dar ...

Im Spielfeld von alter und neuer Welt, von arm und reich, stellt sich den symbiotisch vereinten Verners die Frage, "Wer wir und wer sie sind". Sie sind die Guten, Großherzigen mit einer schrecklichen Rücksichtnahme - jeder will den anderen schonen und alle lügen schlecht. In Kombination mit der verzweifelten und simpel falschen Charlotte sowie dem verarmten, lebenshungrigen Amerigo entsteht ein grausames Drama, das den Zuschauer schrecklich kalt lässt!

Liegt es wirklich daran, dass Uma Thurman nicht die feine Schauspielkunst der tief versteckten Gefühle beherrscht, wie Helena Bonham-Carter ("Die Flügel der Taube"), Jennifer Jason Leigh ("Washington Square") oder selbst Gillian "Scully" Anderson ("The House of Mirth")? Oder ist Regisseur James Ivory die schwierige Balance zwischen verhaltener Etikette und kaum zu zügelnden Emotionen doch einmal misslungen? Auf jeden Fall wirkt "Die Goldene Schale" selbst wie das Museum, das Verver seiner Heimat schenken will. Oder wie die goldene Schale, die Charlotte und Amerigo als Hochzeitsgeschenk für Maggie auswählen und sich dabei als Liebende verraten: Unnahbar schön.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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