Dämon

USA 1997 (Fallen) Regie Gregory Hoblit, 124 Min.

"Damals, als ich fast gestorben bin ...." Wenn ein Film soanfängt und dann im Fortlauf nur noch die Möglichkeitläßt, daß hier ein Toter erzählt, hat das schonseinen eigenen Reiz. Wir begleiten am Anfang den Polizisten JohnHobbes (Denzel Washington) zu einer Hinrichtung. Für ein letztesGespräch trifft er den Serienmörder, den er verfolgt undgefangen hat. Dieser greift plötzlich durch das Gift, will denPolizisten berühren und spricht danach einen Fluch aus. Hobbestritt smart, sehr gut bekleidet und gelassen auf, zuckt nicht mal mitder Wimper, wenn das Kinopublikum die Finger schon längst tiefin die Lehne gekrallt hat. Der von ihm überführteSerienmörder Reese (Elias Koteas) gibt ihm kurz vor dem Tod einRätsel mit auf dem Weg. Weitere Hinweise sind dann immer wiedermit Morden verbunden. Hat hier ein Komplize die Methode von Reeseübernommen oder kopiert ein Wahnsinniger die grausigen Taten?Die Details der Verbrechen weisen sogar auf jemanden imPolizeipräsidium hin ...

Die Auflösung wird sehr bald folgen und der enormen Spannungdes weiteren Films keinen Abbruch tun. Eine einfache Grundidee wurdevon Regisseur, Kamera und Ton fesselnd und ästhetisch sehrreizvoll umgesetzt. Mysteriöse Geräusche und die farblichverzerrte Perspektive des Mörders begleiten Hobbes. Er ist einPolizist wie aus dem Bilderbuch, unbestechlich, gutherzig undhilfsbereit. In einem Streit über Korruption meint er:"Polizisten sind das erwählte Volk!" Doch gerade mit seinerreinen Seele erzürnte er einen Gegner, viel mächtiger alses ein Mensch sein kann. Der sadistische Dämon spricht ein altesAramäisch, singt gerne und bewegt sich mühelos von einemKörper in den nächsten. So erhalten Verfolgungsjagden imdichten Gedrängel der Straßen eine ganz neueQualität. Die Bedrohung ist so harmlos und doch so tödlich- jeder kann der nächste Mörder sein, selbst der besteFreund!

"Time is on my side" sang Reese auf dem Todesstuhl und mit diesemLied verrät sich der Dämon, sowie mit dem frechen, direktenBlick aus ganz verschiedenen Gesichtern. Denzel Washingtonglänzt gleichermaßen als edler Polizist wie alsverzweifelter Gejagter. In dieser Varianz spiegeln sich dievielfältigen Rollen, in denen Washington bisher brillierte: AlsMusiker in Spike Lee's "Mo'Better Blues" (1990), als historische Figur"Malcolm X" (1992), in Thrillernwie "Die Akte" (1993) oder in derShakespeare-Verfilmung"Viel Lärm umnichts" (1993), im stilvollen Krimi"Teufel in Blau" (1995)und in der schmalzigen Romanze"Rendevous miteinem Engel" (1996). Der Regisseur Gregory Hoblit arbeitetehauptsächlich für's Fernsehen bis sein Kinodebüt"Zwielicht" mit Richard Gere alsübertölpeltem Anwalt sehr erfolgreich einschlug. Auch in"Zwielicht" krönt ein furioses Ende einen komplex aufgebautenFilm. Mit dem Thriller "Seven" hat "Dämon" nicht nur dievertrackte Schlußsituation gemein, schon die Titel und diegelben Perspektiven des Dämons rufen Erinnerungen an diesenstilbildenden Film wach.

John Goodman brilliert nach der Deppen-Nummer aus"The Big Lebowski"wieder mit einer ganz besonderen Rolle als Kollege und Freund. DonaldSutherland - diesmal als Vorgesetzter von Hobbes - bringt wie immerein äußerst reizvolles Rätseln um seine Figur mitsich. Doch wenn "Dämon" nahe ist, bleibt nichts wie es scheint.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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