Rendezvous mit einem Engel

USA 1996 (The Preacher's wife) Regie Penny Marshall, 124 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Es macht "Plumps" und ein freundlicher Herr im edlen, grauenTrenchcoat liegt vor dem Haus im Schnee. Die Geschichte, er sei einEngel, geschickt um dem total gestreßten Priester Henry Biggs(Courtney B. Vance) zu helfen, glaubt allerdings keiner. SelbstBiggs, der sein Stoßgebet nur routinemäßiglosließ, hält den freundlichen Engel Dudley für einenSpinner. Dudley (Denzel Washington) lächelt furchtbar nett,zeigt sich aber bei seinem himmlischen Job etwas unerfahren: DieReparatur am defekten Spielzeugauto bringt nicht nur die Lampen ansLeuchten, auch die Sirene heult - das konnte sie vorher allerdingsnicht! Die Lust auf Leben und Pizza beschert dem naiven Himmelsbotenzumindest einige nette Moment für sich selbst. Da Henry Biggsviel zu beschäftigt ist, um an Hilfe von oben zu glauben, wendetsich Dudley der Gattin Julia (Whitney Houston) zu und gerät argin Versuchung.

Hoffnungslos und sogar ohne Glauben predigt Henry Biggs. Er istrührig für die Erhaltung seiner Gemeinde St. Matthew'saktiv, doch das Ergebnis der seelenlosen Emsigkeit ist nurgesteigerter Streß. Dazu verliert seine Frau Julia langsam denGlauben an die eheliche Liebe. Zumindest hier kann Dudley helfen. Einpaar nette Abende machen selbst Henry eifersüchtig und dannbraucht es nur noch einige Wunder bis zum Happy End.

Der amerikanische Weihnachtsfilm kommt ein paar Wochen zuspät in unsere Kinos. Daß die ganze Story ebensotränenfeucht schon 1947 mit Cary Grant als Engel als "TheBishops wife" (Jede Frau braucht einen Engel / Engel sindüberall) realisiert wurde, verschweigt das Presseheft eifrig,obwohl das Remake sogar eine Szene des Originals kurz im Fernsehenzeigt. Scheute da jemand den Vergleich? Damals spielte immerhin DavidNiven den Geistlichen und Billy Wilder bastelte - wenn auch ungenannt- am Drehbuch mit. Unerwähnt blieb auch die Kuriosität,daß der Produzent des Remakes Samuel Goldwyn Jr. der Sohn deslegendären Original-Produzenten Samuel Goldwyn ist. Aber auchSohnemann sorgte seit den Fünfzigern für reihenweiseunabhängige Produktionen.

Neben zeitgemäßen Aktualisierungen sorgt die Inversionder Hautfarben für die größte Veränderung: Dierührselige Komödie der reinen Herzen kommt mit einemkomplett schwarzen Staraufgebot daher. Ein interessanter Trend, nachKomödien("Beverly HillsCop") und Action ("Bad Boys")auch Erwachsenenfilme prominent afroamerikanisch zu besetzen, dersich schon bei "Waiting to Exhale" zeigte - ebenfalls mit WhitneyHouston in einer Hauptrolle. Als zu brave Hausfrau des Priestersbleibt Whitney Houston ohneBodyguard auch diesmal profillos.Verschmitztes Lächeln und Föhnfrisur allein qualifizierennoch nicht zum Schauspiel. Nur singen darf sie oft - aber fürdiesen Zweck wurden erst kürzlich Schallplatten erfunden.

Regisseurin Penny Marshall garantiert nette Unterhaltung ohnegroße Reibungsflächen: "Big", der Körpertauschzwischen Vater und Sohn,"Eine Klassefür sich" mit harten Ladies im Männersport Baseballoder die militaristische Lesestunde"Mr. Bill". Man muß ihreSachen mögen - um sie zu mögen.

Erfrischend frech und komisch in dieser vor Freundlichkeittriefenden Belanglosigkeit ist Jenifer Lewis als Julias Mutter:Bissig, ehrlich und mit einer frechen Schnauze ausgestattet, war siedie einzige Freude im Jammertal der Nettigkeit.

Für die Musik um die nicht wenigen Song herum warübrigens "unser" bester Notenschreiber in Hollywoodzuständig: Hans Zimmer. Mittlerweile ist sein Stilunerträglich geworden. Ein klares Anzeichen für einenweiteren Oscar.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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