ghj-logo

Cookies Fortune

USA 1998 (Cookie's Fortune) Regie Robert Altman, 118 Min. FSK ab 6

Ein Altman ist immer etwas Besonderes, auch wenn er mal etwas stiller daher kommt. "Cookies Fortune" fasziniert eher durch seine Stimmung und seine Figuren als durch die Geschichte. Irgendwo im amerikanischen Süden, wo die Menschen langsam und die Uhren noch langsamer gehen, beendet die nette alte Dame Cookie ihr Leben, um endlich wieder mit ihren verstorbenen Mann vereint zu sein. Doch ihre Nichte Camille (Glenn Close), die als erste bei der Leiche ist, kann den Selbstmord nicht akzeptieren, verschlingt den Abschiedsbrief bevor sie "Mörder" und "Polizei" schreit. Jetzt trifft es den gutmütigen Schwarzen Willis, dessen Fingerabdrücke auf der (Selbst-) Mordwaffe sind. Klar: Willis hat selbstverständlich auch die Pistolensammlung des Gatten der verstorbenen Cookie gepflegt, so wie er sich um alles gekümmert hat. Das alles erzählt der Film ohne Verrätselung. Einen Fall gibt es eigentlich nicht, man kann sich ein wenig um Willis sorgen, so wie es sein Freund der Polizeichef, Cookies wilde Nichte Emma (Liv Tyler) und alle anderen anständigen Menschen aus dem Örtchen tun. Die einzige Übeltäterin Camille inszeniert derweil mit harter Hand "Salome" für die Laienbühne. Sie ist die Regisseurin des Stückes, sie leitet fast alle an - im Theaterstück und im richtigen Leben. Vor allem ihre anscheinend geistig behinderte Schwester Cora Duvall (Julianne Moore) wird völlig von Camille eingenommen. Hier steckt noch etwas Überraschung für das Finale drin, in dem dann die nächtlich verlassene Schule wird zum lebensgefährlichen Ort voller Menschen wird.

Ansonsten erfreut man sich der ganz eigenen Mentalität einer verschworenen Clique von Anglern. Egal ob sie eine Uniform an haben oder im Knast sitzen, im Herzen sind sie Angler. Und deshalb kann Willis auch kein Mörder sein, wie der Polizeichef weiß: "Denn ich habe mit ihm geangelt ..." In dieser sympathischen Simplizität fließt der Film unter der Musik von Dave A. Stewart dahin.

So wie diese Figuren fein gezeichnet auf der Leinwand ins Leben treten, kann man sich vorstellen, dass sich alle Schauspieler drum reißen, bei Altman aufzutreten. Herausragend in ihrem Wahnsinn ist die überspannte Camille von Glenn Close. Sehr nett Lyle Lovett als unglücklich verliebter Sonderling. Jede Szene hat ihre eigene Leichtigkeit und sitzt trotzdem. Wie sich die Tür zum Waffenschrank als Angebot für Cookie öffnet. Wie die junge Emma immer wieder mit dem tölpelhaften Nachwuchs-Polizisten Jason (Chris O'Donnell) im Hinterzimmer verschwindet. Oder einfach wie Willis über die Straße geht. Das Lächeln kann es sich im Gesicht des Publikums gemütlich machen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo