Der Regenmacher

USA 1997 (John Grisham's The Rainmaker) Regie Francis FordCoppola, 135 Min.

Die fünf Grisham-Verfilmungen stehen bislang für mehroder weniger packende Spannung, einen kritischen Blick auf denAnwaltsstand und das eine oder andere brisante Gegenwartsthema.Filmisch konnten sich die Regisseure Joel Schumacher ("Der Klient"und "Die Jury"), Alan Pakula ("Die Akte"), Sydney Pollack ("DieFirma"), James Foley ("Die Kammer") bislang auf den Stoff und dieStars Tom Cruise ("Die Firma"), Susan Sarandon und Tommy Lee Jones("Der Klient"), Julia Roberts ("Die Akte"), Gene Hackman und ChrisO'Donnell ("Die Kammer") sowie Sandra Bullock ("Die Jury") verlassen.

Jetzt kommen zwei andere Grisham-Filme ins Kino, deren Titel schonaus der Reihe fallen: "Der Regenmacher" oder "Gingerbreadman" klingenwesentlich persönlicher als (die deutschen Sachlichkeiten)"Akte", "Kammer", "Jury", "Klient", "Firma" ... Dahinter stehen dannauch Regisseure, die eher in die Kiste eigenständiger Autoreneinzuordnen sind: Robert Altman, der für ganz andere Kunstwerkebekannt ist, legte mit "Gingerbreadman" trotzdem den spannendstenaller Grishams hin. Und Francis Ford Coppola schafft es mit Humor,die übliche Gerichtsroutine aufzufrischen. Er drehte einenSchelmenroman aus der Welt des Gerichts: "Von einem Trottelvereidigt, mit einem Gauner als Zeugen ..."

Sein naiver Held heißt Rudy Baylor (Matt Damon, siehe "GoodWill Hunting"). Schon die Begegnung des jungen, idealistischenJura-Studenten mit dem schillernd bunten Kanzleichef Bruiser Stone(Mickey Rourke) wirkt so absurd, so ganz anders als der üblicheakten-trockene Grisham-Stoff. Rudy ist pleite und der windige, vomFBI beschattete Stone bietet ihm die Chance, für seine Kanzleizu arbeiten. Genauer: Rudy darf im Krankenhaus Unfallopfer auflauern,um dann für ein paar Prozente im Namen Stones auf Schadenersatzzu klagen. Hilfreich und besonders komisch ist dabei Deck Shifflet(Danny DeVito), ein vielfach gescheiterter Jurastudent, der sich mitseiner kleinen Existenz und den großen Verfolgungsängstenabgefunden hat.

Doch diese schäbige Beschäftigung ist für Rudy nurBeiwerk. Mit ganzem Herzen kämpft er für eine junge,geschlagene Frau, für eine alte, scheinreiche Dame und einentodkranken Jungen, den eine skrupellose Krankenversicherung auf demGewissen hat. Womit wir doch wieder bei hehren Anliegen wären:Energisch bezieht "Der Regenmacher" Position in der amerikanischenDiskussion um das Gesundheitssystem. Dort kümmert sich der Staatschon lange nicht mehr um seine Bürger. Gesund bleibt nur, weres sich leisten kann und viele unseriöse Zusatzversicherungennutzen die Notsituation der armen Bevölkerungsschichten aus. ImFalle des an Leukämie erkrankten Donny Ray (Johnny Whitworth)verweigert die Gesellschaft "Great Benefit" dann jedoch mitbürokratischen Tricks jede Hilfeleistung. Der Zynismusübler Geschäftemacherei in einer Gesellschaft ohne sozialesNetz wird von Rudy und vom Film in erschreckender Weisebloßgestellt. Dadurch berührt der Film auch deutscheVerhältnisse. Auf seiner ernsten Ebene funktioniert "DerRegenmacher" ebenso wie auf der humorigen und der romantischen mitKelly Riker (Claire Danes - die "Julia" von "Romeo & Julia"). Involler Breite überzeugt das satte CinemaScope-Bild.

Selbstverständlich übt der Jurist Grisham reichlichKritik an seinem Berufsstand ("Woran erkennt man, daß einJurist lügt? Seine Lippen bewegen sich!"), aber - Humor sei Dank- nicht auf überzogene Weise. Wenngleich die tragische Seite derFigur Danny DeVitos etwas in der Komik untergeht. Der sogenannteRegenmacher ist dabei ein neuer, dunkelhäutiger Richter, derRudys Fall nach dem Tod des weißen, korrupten Vorgängersübernimmt. (Eigentlich wird dabei nur die "schlechte" durch die"gute" Seilschaft ersetzt.) Jetzt würde es Dollarscheine regnen,freut sich der kleingeistige Deck Shifflet voreilig.

Noch ein kleiner Hintergrundscherz: Mickey Rourke tritt vor einemAquarium voller Haie auf - ein nicht zu übersehender Hinweis aufdie gemeinsamen Anfänge von Coppola und Rourke beim Klassiker"Rumble Fish". Doch jetzt ist das Ganze nicht mehr so tödlichernst wie damals - die Katzenhaie machen viel her, lassen sich aberim Gegensatz zum "Rumble Fish" am Leben. Bruiser Stone zieht sich aneinen weißen Strand zurück und schlürft mitzerschlagenen Lippen einen Cocktail.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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