Die Welt ist nicht genug

GB 1999 (The world is not enough) Regie Michael Apted, 124 Min. FSK ab 12

Auch im 18.Film dieser Ian Fleming-Figur gibt es mächtig viel Agenten-Spielzeug in Form tödlicher Waffen, teurer Autos, nebensächlicher Frauen und absolut gefahrloser Action. Pierce Brosnan ist in seinem zweiten Bond - nach "GoldenEye" - als Nachfolger von Sean Connery, Roger Moore und anderen etabliert. An die emanzipiertere Chefinnenetage beim britischen Geheimdienst (Judi Dench als M) hat man sich gewöhnt, der Rest ist überraschend unorigineller Standard.

Uuups - das war der Text vom letzten Jahr! Macht aber eigentlich nichts. Ersetzen wir den 18. durch den 19.Bond, gestehen Brosnan seine dritte Schicht zu und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Was ist dagegen zu sagen? Sie würden ja auch das Muster des Klopapiers nicht ändern, das Sie noch millionenfach verkaufen?

So folgt ein Bond dem anderen, wird immer öder, weil die Macher ebenso wenig Lust auf Fließbandarbeit haben wie die Kritiker. Was ist noch zu sagen? Man könnte jetzt die Handlung detailliert bis zum Plagiatsvorwurf nacherzählen, die unglaublich aufregenden Spielorte rund um die Welt aufzählen, wie es das Presseheft gerne hätte.. Oder kräftig mäkeln: Wen interessiert eigentlich eine geplatzte Ölleitung in Aserbeidschan? Irgendwie hat die alte Politikklamotte verpaßt, dass es mittlerweile andere Energiequellen gibt. Wieso bekommt John Cleese nur zwei magere Szenen? Ihr geldgierigen Produzenten wisst genau, dass haufenweise Menschen, die normalerweise Bond-resistent sind, jetzt in diese Dauer-Laufmasche mit Smoking rennen.

Es beginnt im Londoner Milleniumspark, bei einer scheiternden Lösegeld-Übergabe wird Bond im immer gut sitzenden Zwangsanzug persönlich betroffen. Jetzt ist er ganz besonders in den Fall involviert - was man leider nie bemerkt. Sein Gegner Robert Carlyle ("Trainspotting", "Ganz oder gar nicht") soll durch eine Kugel im Hirn immer gefühlloser werden, in jeder Hinsicht. Auch hier das ernüchternde Ergebnis: Man spürt nix davon, dass der nix spürt! Was ist bloß mit den Schurken los, der einzigen Hoffnung auf etwas Abwechslung und Anarchie? Claude-Oliver Rudolph dachte wohl, er könne dick auf Fiesling machen. Aber nach ein paar zackigen Kommandos wird sein russischer Offizier tot liegengelassen. Wenn es denn ausnahmsweise lustig wird, wenn originelle Gefährte wie Ski-Bob-Paragleiter oder Pipeline-Scooter ins Verfolgungsrennen kommen, tötet Easy Listening-Musik, die sich dauernd selbst paraphrasiert, den letzten Nerv. Apropos nervig: Sophie Marceau gibt als Star das Bondgirl. Denise Richards ("Starship Troopers", "Wild Things") macht das vollbusige Lara Croft-Double und sorgt mit ihrem Rollenname Christmas Jones für den einsamen (auch noch schwer übersetzbaren) Wortwitz des Films. Apropos schade: Robbie Coltrane zeigt als einziger in diesem Film Profil.

Aber umindest als umweltfreundlicher Ersatz für Silvesterknaller läßt sich der laute Film verwenden.

 

Das Buch zum Film

Der Roman zum Film

 

Der Soundtrack


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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