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Vom Fliegen und anderen Träumen

GB 1998 (Theory of Flight) Regie Paul Greengrass, 100 Min.

Vom Maler Paul Klee wird erzählt, daß er in Kriegszeiten nächtens die Leinwand von angeschossenen Fliegern klaute, um sie für seine Bilder auf Rahmen zu spannen. Der frustrierte Richard (Kenneth Branagh) geht den umgekehrten Weg: Er hämmerte aus den letzten Reste seiner gescheiterten Malerei einen Flugdrache, um sich damit vom Bankgebäude, in dem seine Frau Julie arbeitet, zu stürzen. Die Richterin verdonnert ihn gnädig zu sozialer Arbeit und so trifft Richard auf die an Muskelschwund leidende Jane (Helena Bonham Carter). Mit Motorradjacke, Fliegerbrille und Helm, aber vor allem mit viel Sarkasmus verschreckte die junge Frau im Rollstuhl ihre Pfleger. Richard, ein abgerissener Typ, er sich eindeutig nicht um den Trend schert, kümmert sich auch nicht um die üblichen Formalien und kommt daher bald richtig gut mit Jane zurecht. Jane weiß, daß sie nicht mehr lange zu leben hat. Langsam verliert sie auch ihr Sprachvermögen, weigert sich aber, die elektronische Sprechmaschine zu benutzen. Dann spielt sie mit dem Sprachgenerator einen besonderen Wunsch ab: Jane möchte bevor die Krankheit schlimmer wird, noch ihre Jungfräulichkeit verlieren ...

Ein heikles und reizvolles Sujet, daß mit Humor und Sentiment leicht erzählt wird. Wir lernen schließlich, daß Richard mehr Hilfe braucht als Jane. Was ihn allerdings weg- und antreibt bleibt immer etwas rätselhaft. Aber so ist es halt im Film: Der Absprung in ein neues Leben gelingt erst nach Umwegen.

Die behinderte Jane von Helena Bonham Carter ("Zimmer mit Aussicht", "Maurice", "Hamlet", "Howards End", "Mary Shelley's Frankenstein", "Mighty Aphrodite", "Die Flügel der Taube") wirkt in keinem Moment gespielt. Packend ist der zweite Spielfilm von Paul Greengrass (Resurrected) aber trotzdem nicht. Doch Dank verdient er, denn er erinnert ein einen atemberaubenden, aber vergessen Film: In "Dance me to my song" von Rolf de Heer spielt die behinderte Heather Rose auf schockierend offene Weise ihre eigene Geschichte.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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