Tiger & Dragon

Hongkong/Taiwan/USA 2000 (Crouching Tiger, Hidden Dragon) Regie Ang Lee, 120 Min. FSK ab 12

Die Fans wußten es schon immer: Die Martial Arts-Filme aus Asien, die Nachfolger der Kung Fu-Knaller sind Kunst in Vollendung. Doch das mit der Vollendung war vorschnell. Erst der in vielen Genres bewanderte, in Taiwan geborene Ang Lee ("Das Hochzeitsbankett", Sinn und Sinnlichkeit", "Eissturm", "Ride with the Devil") erhöht mit "Tiger & Dragon" diese furiose Kunst zur Poesie.

Es ist eine "klassische" Geschichte rund um ein wundersames Schwert, "Green Destiny". Der Krieger Mu Bai (Chow Yun-fat) ist des Kämpfens müde und gibt seine Waffe ab. Doch die wird selbstverständlich bald geklaut und mehrere Meister der Schwertkünste ringen um den Besitz von Green Destiny. Eigentlich geht es aber die ganze Zeit um Anderes, beispielsweise um die unausgesprochenen Gefühle zwischen Mu Bai und seiner Freundin Shu Lien (Michelle Yeoh).

"Tiger & Dragon" erreicht eine neue Stufe von Melodram, Kampffilm und Peking Opera nicht weil die Figuren mehr Tiefe und Emotionen erhalten, sondern weil ihre martialischen Auseinandersetzungen mit mehr als nur Geschwindigkeit und Akrobatik begeistern. Szenen wie der Kampf im Bambuswald sind trotz Schwertstreichen und Hieben sanfter als kitschige Weichzeichner. Und wenn dann tatsächlich Erotik angesagt ist, prickelt und knistert sie in jedem Bild. Mit Air China in den Beinen geht es im Sauseschritt über Dächer und ganze Seelandschaften. Diese fantastischen Ausflüge des Hongkong-Kinos ernteten seit ihrer Premiere in Cannes immer wieder Szenenapplaus.

Also wieder mal ein Film, in dem die Jungs und Mädels gemeinsam zufrieden sein können. Es ist eine Liebesgeschichte, bei der - wie bei Kleists Liebeskampf zwischen Penthesilea und Achill - die Funken sprühen. Es ist ein Actionfilm, bei dem einem angesichts der puren Schönheit der Bilder die Tränen kommen. Für die Kampfeskunst war "Matrix"-Choreograph Yuen Wo-Ping verantwortlich, die zauberhafte Musik schrieb der Meister-Cellist YoYo Ma.

Dazu ist hinter diesen betörenden Äußerlichkeiten noch weiterer Reichtum zu entdecken. Die beiden sich überkreuzenden Liebesgeschichten enthüllen die Stärke der Frauen als Hauptfiguren und geben der Jugend die Hoffnung in die rührigen Hände und die hellen Geister.

http://www.tigeranddragon.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo