Tarzan

USA 1999 (Tarzan) Regie Kevin Lima und Chris Buck, 88 Min.

Die alljährliche Animation von Disney schwingt sich mit "Tarzan" in die vertrauten Gefilde von Tierwelt und Dschungel. Die alte Geschichte, wie Johnny Weismüller im Dschungel landete, bekommt als Zeichentrickfilm von Disney vor allem neues Tempo. Nachdem das Findelkind Tarzan von der Gorillamutter Kala adoptiert wurde, funktioniert es den Dschungel zu einer Skaterbahn mit Flugeinlagen um. So schnell greift er von Liane zu Liane und surft auf riesigen Ästen herum, dass selbst das Publikum den Boden unter den Füßen verliert.

Die rasante Einführung und viele atemberaubend schnelle Szenen bilden die überzeugendsten Momente von "Tarzan". In Sachen Story, Musik oder Emotionen ist er dagegen kein Überflieger. Es gibt nur wenige, dafür sehr eingängige Songs von Phil Collins. Die clever als Kombipackung aus "Das Dschungelbuch" und "Der König der Löwen" angelegte Geschichte setzt sich zwar wieder aus üblichen Disney-Elementen zusammen, doch sie kommt mit leichten Akzentverlagerungen daher. "Tarzan" wirkt ernster, ober genauer: der Spaß zündet nicht richtig. Außerdem macht der Held eine sehr seltsame Figur. Die Proportionen von Körper und Gesicht passen weder zu den Affen noch zu den Menschen.

Und weswegen landet das Menschenkind ausgerechnet bei den Gorillas im Nest? Weil auch sie in Familienstrukturen leben und die Familie steht wieder einmal zentral in diesem Disney. Bei der diesjährigen "Habt euch alle gern"-Kampagne ergänzen sich "Tief wie der Ozean" und "Tarzan" wie die Faust und das Auge. Die Affenmutter mit der Affenliebe wurde mal gezeichnet und mal von Michelle Pfeiffer gespielt. Der im Volksmund Disney genannte Produzent Buena Vista ist - nach der Periode Lustiger Landser - mittlerweile voll auf den Affen gekommen: Im letzten Jahr "George aus dem Dschungel" und "Aus dem Dschungel in den Dschungel". 1999 "Mein Freund Joe", "Instinkt" und jetzt die Krönung des Urwaldes, "Tarzan".

Noch eine Werbeeinblendung? Die Stimmen wurden deutsch u.a. von Anke Engelke (Jane Porter), Detlef Buck (Elefant Tantor) und Heike Makatsch (Gorilladame Terk) synchronisiert.

Das neben Tier- und Familienschutz dritte Thema - das aber schon sehr kurz kommt - ist der Fremde in unserer Mitte. Die Schwierigkeiten des wenig behaarten Tarzan, von den Gorillas akzeptiert zu werden, der Kampf des Außenseiters um Anerkennung. Schon der kleine Affenmensch spürt die Abneigung des Rudelboßes und beschließt, "der beste Affe von allen zu sein". Wie in "Hercules" muß sich der Sohnemann vor dem dominanten Vater bewähren.

Nur kurz können wir die tierische Perspektive miterleben, die Sicht der Gorillas auf den Menschen. Aber selbstverständlich werden alle Figuren schnell extrem vermenschlicht: Gorillas im Nebel humanisierender Weichzeichner.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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