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Spike Lee's Spiel des Lebens

USA 1997 (He Got Game) Regie Spike Lee, ca. 130 Min., mit Denzel Washington, Ray Allen, Milla Jovovich, John Turturro

Spike Lees neuer Film beginnt wie eine Hymne an den Basketball: Ein Augenschmaus eleganter Kamera- und Körperbewegungen. Im weiteren Verlauf zählt er beiläufig die sozialen Bedingungen um das Spiel auf, die Möglichkeiten einer seltenen Karriere, die Gefahren die ihr drohen und das normale dreckige Leben. Später gerät das Spiel in den Hintergrund für ein älteres Duell, das zwischen Vater und Sohn.

Basketball ist in den USA ein Spiel, daß Männer aller Gesellschaftsschichten begeistert. Auch Jake Shuttlesworth (Denzel Washington). Jake ist ein bescheidener Mann, demütig. Schwer zu glauben, daß er für Totschlag an seiner Frau 15 Jahre Knast bekam. Draußen spielt sich sein Sohn Jesus (Ray Allen) in der Schulmannschaft zum nationalen Star hoch. Die Universitäten bedrängen ihn mit Angeboten, in ihr Team einzusteigen. Profimannschaften bieten großes und schnelles Geld. Da auch Politiker Basketball-Fans sind, bekommt Jake einen Deal von ganz oben angeboten, eher einen Auftrag: In einer Woche Hafturlaub soll er versuchen, seinen Sohn für die Lieblingsmannschaft des Justizministers zu werben. Dann würde seine Haftstrafe verkürzt. Jesus könnte also seinen Vater retten. Nur: Seit dem Tod der Mutter Martha haßt er Jake. Und schon lange wollen alle "ein Stück von Jesus", wollen mitprofitieren, wenn der Erfolg sich bald auszahlt. Die Freundin Lala, der Onkel, der Kumpel ...

In der kurzfristigen Freiheit kauft sich Jake erstmal neue "Jordans", trifft später den Sohn auf dem Basketballplatz, wo er ihm alles beibrachte, mehr harter Trainer als liebevoller Vater. Zwischen den anfangs erfolglosen Versuchen, mit seinem Sohn zu sprechen, erlebt Jake eine kleine Romanze mit der Prostituierten Dakota Burns (Milla Jovovich). Doch seine Bewacher hängen ihm im Nacken und machen deutlich, daß Jake nur noch wenige Tage hat.

Denzel Washington ist als Jake im Großen und Kleinen einzigartig. Er überzeugt als Häftling und als verzweifelt liebender Vater ebenso wie als FBI-Agent im "Ausnahmezustand". Zu den weiteren kleinen Shownummern im Film gehört auch John Turturro als einer der vielen Trainer, die Jesus für ihre Schulmannschaft einkaufen wollen. Dazu gibt es einen eindrucksvollen italo-amerikanischen Agenten, die bewegende Filmmusik von Aaron Copland und die kräftigen Songs von Public Enemy.

Der Originaltitel "He Got Game" bedeutet, daß "er das Spiel im Blut hat". Doch der Film dreht sich tatsächlich eher um "Das Spiel des Lebens" als um's Basketball-Spiel. So sind die Sportszenen nicht so authentisch rasant wie in Danielle Gardners Sozial-Doku "Soul in the hole", es ist aber ein keine leere Show wie bei "Space Jam" oder "Weiße Männer bringen's nicht". Es geht vor allem darum, das Spiel nicht aufzugeben, egal wie hart die Ausgangsposition ist, wie brutal die Gegenschläge kommen. Daß ist eine spezielle Geschichte eines schwarzen Viertels in New York. Doch das schwere Verzeihen ist ebenso universell wie das Vater-Sohn-Duell.

Von Spike Lee kann man seit seinem sensationellen Erstling "She's got to have it" regelmäßig gute, engagierte Filme erwarten. Er beherrscht sein Handwerk und bietet zudem immer etwas Besonderes. In "Spiel des Lebens" springt im Schnitt locker und trotzdem elegant mit der Zeit um. Trotzdem ist alles zu ausführlich, Lee geht zu selbstverliebt mit dem belichteten Filmmaterial um. Also zuviel des Guten, zuwenig des Brillanten - vor allem für die Länge des Films. Doch gerade die letzte Szene ist erneut so eine Perle ...

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Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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